Der Krebstod von Heidi Abel mit 57 war ein Schock für die ganze Schweiz. An ihrem Todestag, dem 23. Dezember 1986, verstummte der Sender für eine Minute als Zeichen der kollektiven Trauer. Bis heute ein einmaliger Vorgang in der Geschichte des Schweizer Fernsehens. Felice Zenonis Biopic schildert liebevoll das Leben einer Frau, die mit perfekten Moderationen brillierte, die aber auch voller Zweifel und Ängste war. Sein Film ist zudem eine wunderbare Zeitreise zu den Anfängen des Fernsehens.
Zeitreise | Heidi Abel – Licht und Schatten einer TV-Pionierin
Regisseur Felice Zenoni begibt sich auf die Spuren des ersten weiblichen «Superstars» des Schweizer Fernsehens.
First Lady und 920 Antennen
Das Schweizer Fernsehen war erst ein paar Monate auf Sendung, als am 1. Januar 1954 Heidi Abel zu einer Handvoll TV-Pioniere im Zürcher Bellerive Studio stiess. Als Ansagerin führte die 25-jährige Baslerin durchs Programm. Bei den ersten Gehversuchen des Schweizer Fernsehens gab es gerade mal 920 Konzessionäre. «Zu Beginn schaute ich abends auf dem Heimweg, auf welchen Dächern eine TV-Antenne installiert war», erinnerte sich Heidi Abel später an die Pionierjahre. Mit ihrem Charme und einem Herz für Mensch und Tier eroberte sie das rasch wachsende Publikum und wurde zur First Lady des Schweizer Fernsehens. 1968 überschritt die Zahl der Fernsehkonzessionäre die Millionengrenze. Mit zunehmender Popularität stieg auch die Vereinnahmung durchs Publikum. «Das Publikum frisst mich regelrecht auf», klagte die Fernsehschaffende. Ihr hoher professioneller Anspruch und ihr Bestreben, stets für ihr Publikum da zu sein, verhinderten ein normales Privatleben und zeigten die schmerzhafte Kehrseite des Traumberufes.
Zweifel und Ängste
Auf diese weitgehend unbekannte Seite von Heidi Abel fokussiert der Filmautor Felice Zenoni. Wie viele seiner Generation ist er mit Heidi Abels «Kinderstunde» oder Kultsendungen wie «Musik & Gäste» oder «Heidi Abel sucht Plätze für Tiere» in den 1970er- und 1980er-Jahren aufgewachsen. Er nimmt das Publikum mit auf eine Zeitreise, die zu den Anfängen des Mediums führt. Der frische, unverwechselbare Moderationsstil der TV-Pionierin Heidi Abel ist Kult. Vor der Kamera wirkte der grösste, weibliche Star des Schweizer Fernsehens souverän, doch privat war sie zweifelnd und suchend. Ihre engsten Freudinnen, ihr langjähriger Lebenspartner und ehemalige Berufskollegen wie Kurt Aeschbacher oder der ehemalige Fernsehdirektor Peter Schellenberg, erinnern sich an die charismatische TV-Frau. Neu aufgetauchtes Filmmaterial, in dem Heidi Abel selbst zu Wort kommt, erlaubt einen ungeschminkten Blick auf ihr Innenleben.