Das unterirdische Industriedenkmal ist ein faszinierendes System aus Gängen, Räumen und Schächten unter der Stadt. Angelegt wurde das Stollensystem im 18. Jahrhundert vom Textilindustriellen Johann Rudolf Mayer Sohn. Er wollte darin Grundwasser sammeln und auf ein Wasserrad unter der Fabrik leiten.
Wussten Sie, dass sich unter der Stadt Aarau ein geheimnisvoller Untergrund befindet?
Die Meyerstollen entstanden vor über 200 Jahren und waren die Idee eines berühmt-berüchtigten Aarauers.
Johann Rudolf Mayer Sohn (1768-1825) war Seidenbandfabrikant mit Spezialisierung auf das Färben. Für sich und seinen Lieblingsbruder liess er eine Villa ausserhalb der Heimatstadt Aarau bauen. Wie seine ganze Familie beteiligte er sich an der Helvetischen Revolution. Im Anschluss leitete er die Seidenbandfabrik seines gleichnamigen Vaters. Er war die treibende Kraft hinter der Gründung der ältesten Kantonsschule der Schweiz. Beim Untergang der Helvetischen Republik verlegten er und sein Bruder besagte Fabrik nach Bayern, wo sie auch mit Erfolg Schweizer Vieh züchteten. Weiter widmete er dem bayerischen König eine Enzyklopädie der Chemie, die er in Aarau drucken liess, aber aus finanziellen Gründen nicht fertigstellen konnte. In die Vaterstadt zurückgekehrt, errichtete er hinter seiner Villa eine neue Fabrik. Was 200 Jahre lang geheim gehalten wurde: Der Bauherr der Meyerschen Stollen endete als Falschmünzer in einem badischen Zuchthaus.
Der Meyerstollen und seine Geschichte
Mit dem «Aufschluss Meyerstollen» unter dem Bahnhof Aarau erschliesst das Stadtmuseum das Werk des Frühindustriellen Johann Rudolf Mayer Sohn, der vor 200 Jahren ein weitverzweigtes Stollensystem unter der Stadt Aarau baute. Tief unter dem Bahnhof Aarau eröffnet sich Besucher:innen eine andere Welt: Ein gewundener Raum mit rohen Felswänden ist das neu geschaffene Zugangstor zu zwei Armen der Meyerstollen. Eine kleine Ausstellung widmet sich verschiedenen Aspekten des Bauwerks, der Technik und der Geologie. Dieser spezielle Ort wird auch für kulturelle Veranstaltungen genutzt. Führungen geben vertiefte Einblicke in das einmalige unterirdische Industriedenkmal. Hier wird die Funktionsweise des Meyer’schen Seidenbandbetriebs erklärt und die bewegte Familiengeschichte der Meyers erzählt, um die sich auch zahlreiche Mythen und Legenden ranken.