Was wäre die Arbeitswelt ohne Migration? Ist «swiss made» ohne die Arbeit von Migrant:innen überhaupt denkbar? Lebenswege von Menschen wie jene des Maggi-Gründers Julius Maggi oder Erfolgsgeschichten wie die von Sulzer lassen sich ohne das Thema Migration nicht vollständig erzählen. Damit stellt sich auch die Frage: Wer sind die Arbeiter:innen, die die Schweiz vorangebracht haben und bis heute in der Altenpflege, in der Wissenschaft oder im Strassenbau die Gesellschaft mittragen?
Wie hat Arbeitsmigration die Schweiz geprägt?
Vernachlässigte Lebensrealitäten
Das Museum Schaffen zeigt mit «Reality Check! Arbeit, Migration, Geschichte(n)» am Beispiel Winterthurs, wie Arbeitsmigration die Schweiz prägt. Die Hälfte der Bewohner:innen der Stadt hat nämlich eine Migrationsbiografie und doch sind die Geschichten der Einwanderung wenig sichtbar. Historische Forschung, Recherchen und persönliche Gespräche ermöglichen es, die lückenhafte Erzählung durch alte und neue Geschichten zu bereichern. Bisher vernachlässigte Lebensrealitäten von Winterthurer:innen rücken damit ins Zentrum: Geschichten von freud- und leidvollen Erfahrungen, von Erfolgen und Niederlagen, von Kämpfen um Anerkennung und Teilhabe. Die Ausstellung zeigt, dass Migration seit jeher eine Realität der Stadt und ihrer Arbeitswelt ist.
Partizipativen Prozess
Das Ausstellungsprojekt erfolgte mit Unterstützung einer Reflexionsgruppe, die sich aus sechs migrationserfahrenen Personen mit Bezug zur Stadt Winterthur zusammensetzt. Seit Frühjahr 2023 begleiten sie das Museum Schaffen, bringen ihr Wissen und ihre Erfahrungen ein und setzen verschiedene Schwerpunkte. In diesem partizipativen Prozess formen sie den Rahmen der Ausstellung, der gemeinsam mit dem Museum erarbeitet wurde. Weitere lokale Akteur:innen sind in das Projekt involviert. Sie alle prägen die Ausstellung, die so einen neuartigen und persönlichen Zugang zum Thema Arbeitswanderung ermöglichen möchte.