Das Jesuskind in einer Futterkrippe – so weit, so bekannt. Doch was, wenn die Krippe plötzlich in einer peruanischen Felshöhle mit einem Geistheiler auf dem Dach steht, in einer antiken Ruine oder gar in einer modernen Kathedrale? Die traditionelle Krippenausstellung im Landesmuseum Zürich nimmt dich dieses Jahr mit auf eine faszinierende Weltreise durch 18 Krippenszenen und rückt deren verborgene Symbolkraft in den Mittelpunkt.
Weihnachtskrippen als globaler Raum der Hoffnung
- Publiziert am 14. November 2025
Die Weihnachtskrippe: Eine kurze kulturhistorische Abhandlung
Die Tradition der Weihnachtskrippe reicht bis ins Hochmittelalter zurück und ist eng mit dem Heiligen Franz von Assisi verbunden.
Ursprung: Im Jahr 1223 inszenierte Franz von Assisi in einer Höhle nahe dem italienischen Dorf Greccio das erste Krippenspiel mit lebenden Tieren (Ochs und Esel) und Menschen. So sollte die Weihnachtsgeschichte für die einfache, oft leseunkundige Bevölkerung sinnlich erfahrbar werden. Bei dieser ersten Darstellung waren Maria, Josef und das Jesuskind selbst nicht als Figuren anwesend, sondern die Menschen der Umgebung stellten die Szene nach.
Entwicklung: Aus diesen lebendigen Krippenspielen entwickelten sich im Laufe der Zeit figürliche Darstellungen. Die älteste erhaltene, figürliche Krippe aus Alabaster stammt vermutlich vom Ende des 13. Jahrhunderts und befindet sich in der Basilika Santa Maria Maggiore in Rom.
Verbreitung: Ab dem 16. Jahrhundert förderten insbesondere die Jesuiten die Verbreitung der Krippen in katholischen Kirchen in ganz Europa. Im Zuge der Aufklärung, als prunkvolle Darstellungen teils aus den Kirchen verbannt wurden, hielt die Krippe Ende des 18. Jahrhunderts Einzug in private Haushalte.
Kulturelle Bedeutung: Heute sind Weihnachtskrippen ein fester Bestandteil des Weihnachtsschmucks weltweit. Sie variieren, wie die Ausstellung im Landesmuseum Zürich zeigt, stark je nach Region und spiegeln oft lokale Traditionen wider, indem die Figuren den Menschen der jeweiligen Gegend nachempfunden sind. Die Krippe symbolisiert Bescheidenheit, die Menschwerdung Gottes und vereint durch die Darstellung von Hirten und Königen, Einheimischen und Fremden, die Sehnsucht nach Frieden und Gemeinschaft.
arttv.ch wünscht euch in diesem Sinne jetzt schon: Frohe Festtage!

Von der Anden-Höhle bis zur Kathedrale: Das Jesuskind auf Weltreise
Die traditionelle Krippenausstellung im Landesmuseum Zürich rückt dieses Jahr die faszinierende Vielfalt des Raumes in den Fokus, der die Heilige Familie umgibt. Anhand von 18 Exponaten aus aller Welt wird deutlich, wie Künstler:innen und Handwerker:innen die biblische Geschichte in ihren eigenen kulturellen Kontext stellen und die Krippe zu einem globalen Phänomen machen. Die Offenheit der biblischen Texte zum Geburtsort Jesu inspirierte Kunstschaffende zu unterschiedlichsten Interpretationen. Das Museum präsentiert Darstellungen, die das Jesuskind in Grotten, antiken Ruinen, Wohnhäusern oder sogar in einer Kathedrale zeigen. Jede Kulisse transportiert eine spezifische Botschaft und spiegelt die kulturellen Prägungen der jeweiligen Region wider.
Globaler Glaube, lokale Farben: Wenn indigene Spiritualität auf Weihnachten trifft
Die Exponate aus Europa, Südamerika, Afrika und Asien sind eindrucksvolle Beispiele für Inkulturation. Eine Krippe aus Peru etwa zeigt die Geburt in einer Anden-Felshöhle, auf deren Dach ein Geistheiler die Geister anruft. Hier verschmelzen indigene Spiritualität und christliche Erzählung zu einem einzigartigen, lokalen Glaubensbild. Die Ausstellung verdeutlicht, dass Krippen weit mehr als nur festliche Dekoration sind: Sie sind komplexe kulturelle Artefakte und laden dazu ein, die Weihnachtsgeschichte aus einer neuen, globalen Perspektive zu entdecken. Weitere Informationen und das Begleitprogramm finden sich auf der Website des Landesmuseums Zürich.
