Es ist der erste Kanton der seine Zeitgeschichte – die Epoche seit dem 2. Weltkrieg – wissenschaftlich aufarbeitet. Ein Pionierkanton ist der Aargau aber schon lange. Im Buch dazu ist alles nachzulesen. Und in der daraus entstandenen Ausstellung wird ausschliesslich gehört und geschaut. Hier führt ein Tonkommentar durch eine begehbare Fotoskulptur mit vielen Video- und Audiostationen. Ein Bilderreigen aus dem Ringier Bildarchiv erlaubt es nachzuforschen.
Das Stadtmuseum Aarau taucht in die jüngere Vergangenheit ein
Der Pionierkanton
Der Aargau gilt als Kanton der Regionen, als Kanton ohne grosses Zentrum, der starken zentrifugalen Kräften ausgesetzt ist. Es sind die Schwingungsbereiche der Grossstädte Zürich, Basel, Bern und Luzern, die den Aargau in jüngerer Zeit zu einer Art Testfeld der Moderne werden liessen: Hier wurde die Atomkraft erforscht und nutzbar gemacht. Hier wurde aber auch mit neuartigen Formen des Protests dagegen angekämpft. Hier entstanden die meisten Autobahnkilometer pro Flächeneinheit und das erste grosse Einkaufszentrum der Schweiz. Hier wurden progressive Architekturen und Stadtkonzepte, Wohnformen und Kulturförderung erprobt.
Eine begehbare Skulptur
Anhand von 25 ausgewählten Episoden taucht die Ausstellung ein in die Kantonsgeschichte und liefert mit Pressefotografien aus dem Ringier Bildarchiv, Fotografien aus der Sammlung des Stadtmuseums Aarau und weiteren Archiven ein zeitgeschichtliches Panoptikum – ein Bilderkosmos der Moderne. Die Fotografien funktionieren als visuelle Zeitspeicher, die das konkrete Ereignis dokumentieren. Grossaufgezogenen Fotografien steht das Pressebild als kleinformatige Massenware gegenüber. Die Ausstellung versteht sich als begehbare Skulptur. Leuchttische mit vielen Hundert Bildern, eine Vielzahl von Beiträgen aus dem SRF-Archiv sowie Erinnerungen von Zeitzeug:innen laden zum Selberentdecken der Kantonsgeschichte ein und fragen danach, welche Fotografien unser visuelles Gedächtnis prägen, welche stereotypen Bildmotive sich wiederholen und ob wir im Archiv alternative Sichtweisen dazu finden.