Stacheldraht, Gefangene und Wärter, Lager-Gräuel und schliesslich die Befreiung: Die Ausstellung «gezeichnet. Die Buchenwaldkinder auf dem Zugerberg» zeigt 150 Zeichnungen von jungen Holocaust-Überlebenden. Kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges gelangen 374 Jugendliche aus dem befreiten KZ Buchenwald zur Erholung in die Schweiz. Sie werden als die «Buchenwaldkinder» bekannt. Das auf dem Zugerberg gelegene Jugendheim Felsenegg dient 107 von ihnen im Sommer 1945 als Erholungsheim.
Museum Burg Zug | Gezeichneter Holocaust
1945 kamen 374 Jugendliche aus dem KZ Buchenwald zur Erholung in die Schweiz. Eine Ausstellung in Zug zeigt ihre Zeichnungen.
Erste Aufarbeitung
Während des Aufenthaltes auf dem Zugerberg begann für sie eine erste Aufarbeitung ihrer erlittenen Misshandlungen, denen sie während ihrer Gefangenschaft in Konzentrationslagern und unter den extremen Bedingungen von Deportation und Vertreibung ausgesetzt waren. Von den Betreuer*innen auf dem Zugerberg angeregt, entstanden während ihres Aufenthaltes Zeichnungen, auf denen sie ihre Erlebnisse und die systematische Vernichtung von Menschen im Lageralltag dokumentierten. Die Zeit auf dem Zugerberg sowie der grosse persönliche Einsatz der Betreuer*innen prägen viele der Jugendlichen zeitlebens.
Überlebenskampf im Lager
Das Museum Burg Zug zeigt erstmals über 150 Zeichnungen der Jugendlichen sowie Dokumente aus den Nachlässen der Betreuer*innen. Es sind besondere zeitgeschichtliche Quellen zum Holocaust. Der kindliche Zeichenstil kontrastiert stark mit der Darstellung der unmenschlichen Lebensbedingungen und dem täglichen Überlebenskampf im Lager.
Verarbeitung im Comic-Stil
Besonders deutlich wird dies in zwei einzigartigen und zum ersten Mal gezeigten Bildserien. Diese sind als Bildergeschichte angelegt und erzählen – ähnlich einem filmischen Drehbuch oder einem Comic – von Verhaftung, Deportation, Misshandlung und Folter bis in den Tod, aber auch vom Überleben, der Befreiung und dem Beginn eines neuen Lebens. Ergänzt werden die Zeichnungen durch Filme, Hörstationen und Biografien der Zeitzeugen. Die Ausstellung ist von Gastkurator Manuel Fabritz gestaltet, der an der Zürcher Hochschule der Künste Szenografie lehrt. Sie basiert auf dem Forschungsprojekt «Performative Räume. Von Buchenwald in die Schweiz» des Institute for the Performing Arts and Film der ZHdK.