Als die Nova Fundaziun Origen im Wakkerjahr 2018 die ambitionierten Pläne für die Rettung von Mulegns ankündigte, häuften sich berechtigte Bedenken. Man verwies auf die Trostlosigkeit des aussterbenden Dorfes, auf die Belastung durch den Verkehr, die schwierige Rentabilität der Hotellerie, zu Recht auch auf die beschränkten Mittel der Stiftung. Nun, drei Jahre später ist ein erster, kraftvoller Schritt getan. Das ehrwürdige Hotel wurde feierlich teileröffnet. Halbzeit!
Löwe Mulengs | Ein Hotel als Kunstwerk
- Publiziert am 9. Juni 2021
Der Bündner Kulturverein Origen erweckt ein altes Hotel zu neuem Leben und schreibt damit Kulturgeschichte.
Die nächsten Schritte
Bereits im kommenden Winter sollen die Zimmer im Post Hotel Löwe saniert und teilweise neugestaltet werden. Ziel ist die Aufnahme eines durchgehenden Hotelbetriebs ab dem Sommer 2022. Dafür ist auch der definitive Ausbau der Küche notwendig. Sobald die Finanzierung steht, soll auch die Weisse Villa saniert werden. Die wichtigsten Massnahmen sind die Wiederherstellung der historischen Fassaden, die Sanierung des Daches, der Einbau einer Heizung und neuer sanitärer Anlagen sowie die Restaurierung der ursprünglichen Ausstattung. Dazu gehören die Rekonstruktion des ursprünglichen Oberlichts, die Freskierung der Treppen und die Restauration der Tapeten. Am 22. Juni 2021 stellt Origen ein weiteres Projekt für Mulegns vor. In Zusammenarbeit mit der ETH wird eine digital gedruckte Installation geplant, die die Geschichte des Reisens und die Tradition der Zuckerbäckerei weitererzählt. Die Installation soll im Sommer 2022 errichtet werden.
Belle Epoque
Der Restaurantbetrieb konnte aufgenommen werden. Die Fassade des Hotels erstrahlt in sanftem Grün und erinnert damit an die Farbfassung der Belle Epoque, der blaue Sockel verweist auf das Kolorit des Fallerbachs, der das Haus umspült. Die Innenräume atmen grosse Emotionen und erzählen von der Fabulierlust der Belle Epoque – und von der Interpretationsfreude der neuen Gestalter. Der Mulegnser Löwe setzt Massstäbe ausserhalb gängiger Beherbergungskonzepte. Es ist weder Design- noch Boutique-Hotel, auch kein Denkmal der Historie, auch kein Luxus-Tempel. Der Löwe ist selber ein Kunstwerk: ein bewohnbares Theaterhaus, ein Museum mit illustrer Speisekarte, eine Installation zur Reisekultur, ein Mahnmal der Emigration, ein Palast der grossen Gefühle, ein Haus der verblichenen Gäste, ein Kraftwerk der neuen Vitalität. Hinter dem Projekt steht Giovanni Netzer, der bereits mit dem Turm auf dem Julierpass Einzigartiges geleistet hat. Er und sein Team sind ein leuchtendes Beispiel, was Kultur an Intensität für eine Region zu leisten vermag.
Investitionen für die zukünftigen Massnahmen
Die geplanten Investitionen belaufen sich auf rund CHF 6.5 Mio. und sollen vorwiegend mit privaten Fördermitteln ermöglicht werden. Origen darf für substanzerhaltende Massnahmen mit Fördermitteln der Denkmalpflege rechnen. Die öffentliche Hand wird im Sinne einer subsidiären Finanzierung der Baumassahmen um einen angemessenen Beitrag gebeten.