In der ersten Veranstaltung des Projektes KULTURFRAGEN im KANTON SCHWYZ wurde die Verbindung von zeitgenössischer Kultur und religiösen Themen zur Diskussion gestellt. Welche Rolle spielen zeitgenössische Kulturschaffende mit ihrer Arbeit hinsichtlich existenzieller und spiritueller Fragen und was kann zeitgenössische Kultur zum religiösen Veränderungsprozess beitragen? Auch solche Fragen zur Zukunftsperspektive wurden in den Raum gestellt werden.
Kulturfragen #1 | Kultur und Religion
Veranstaltung #1 – Kontextualisierung
Religiöse Institutionen und Riten sind sowohl im Jahreszyklus als auch im alltäglichen Leben stark präsent. Sie sind eng mit Traditionen und Bräuchen verwoben und prägen die Auffassung von Kultur weit über die eigenen Glaubensgemeinschaften. Schnittpunkte zu zeitgenössischen Kulturakteur:innen ohne explizit religiösen Hintergrund hingegen sind in der Öffentlichkeit weniger wahrnehmbar, obschon es auch in der zeitgenössischen Kultur in allen Sparten auch um existenzielle und spirituelle Fragen geht. Die Verwendung von Zitaten, Begriffen und Zeichen aus dem religiösen Kontext gehört für die Arbeit von Kulturschaffenden mit zum Fundus. Werkprozesse im Zusammenhang mit sakralen Räumen bilden demzufolge eine attraktive Gelegenheit und zugleich eine Herausforderung. Eigene Ausdrucksformen zu finden und gleichzeitig die Glaubensgemeinschaft anzusprechen ist mit viel Sensibilität und Recherche verbunden. Auch hinsichtlich der Zusammenarbeit stellen sich nicht alltägliche Fragen. Ob sich diese beim Zusammengehen von starken religiösen Institutionen mit nicht oder nur lose institutionalisierten Kulturakteur:innen ähneln, wie wenn Kulturakteur:innen mit profanen Kulturinstitutionen zusammenarbeiten?
Personelle Zusammensetzung der 1. Veranstaltung
Silvia Henke gab in ihrem Impulsreferat eine kurze, allgemeine kulturtheoretische Übersicht über Verbindungen von Religion und Kultur und zog die kulturpolitischen Aspekte in diesem Zusammenhang mitein. Dazu erläuterte sie soziologische Betrachtungen zur Wichtigkeit von Religion als identitätsstiftende Kraft für die gesellschaftliche Organisation. Mit konkret durchgeführten «Transformations-Projekten» im sakralen Rahmen der Zentralschweiz, insbesondere von der Künstlerin Judith Albrecht, zeigte Henke stimulierende Möglichkeiten auf, wie die Zusammenarbeit gelingen und die Gesellschaft daran teilhaben kann.
Barbara van der Meulen nahm den Faden auf und berichtete von Ihrer Arbeit im Kloster Dornach. Im ehemaligen Kapuzinerkloster führen die Kirche, die Gastronomie (Restaurant und Hotel) sowie der Kulturbereich ein synergiegeladenes Dasein. Barbara van der Meulen kennt den Kanton Schwyz dank ihrer Herkunft (Arth) bestens und pflegt nach wie vor einen verbindenden familiären Austausch. Ihre Arbeit im Kloster Dornach ist durch grosses Engagament für eine offene Begegnung von verschiedenen Kulturen und Religionen geprägt und zeigt auf, wie sich eine religiöse Institution mit grosser Tradition auf zeitgenössische Kultur einlassen kann. Und wie sich zeitgenössische Kulturakteur:innen im sakralen Raum bewegen und inspirieren lassen.
Lorenz Bösch
Im Kanton Schwyz ist die Sakrallandschaft noch nicht in ähnlichem Ausmass von sich leerenden Kirchenbauten betroffen. Doch auch hier werden sich höchstwahrscheinlich gesellschaftliche Prozesse zeigen, welche nötige Veränderungen nach sich ziehen werden. Lorenz Bösch konnte an der Veranstaltung von einem Projekt berichten, welches im Verständnis von Transformation stattfindet, sich aber noch ziemlich am Anfang befindet. Er wies auf die Problematiken in der konkreten Umsetzung von Ideen und die Unterschiede der einzelnen Kirchgemeinden im Kanton Schwyz hin. Als ehemaliger Kantons- und Regierungsrat bringt er viele Erfahrungen ein und ist auf dem gesamten Kantonsgebiet und darüber hinaus bestens vernetzt.
Karin Landolt
Karin Landolt moderiere die erste Veranstaltung der Kulturfragen. Landolt ist Inhaberin der Kommunikationsagentur Gesprächskultur sowie im Teilzeitpensum Co-Geschäftsführerin einer NGO. In den Jahren 1999-2020 arbeitete sie mehrheitlich als Redaktorin bei der Tageszeitung «Der Landbote», für die Standortförderung Region Winterthur, gründete die Live-Talk-Veranstaltung «StadTalk» und moderiert seither Diskussionsrunden, Tagungen und Workshops. Sie engagiert sich ausserdem für Bildungs-, Klima- und Kulturprojekte.