Hommage 2021 ehrt die Tausenden von Schweizerinnen, die sich während 100 Jahren für ihre Selbständigkeit und chancengleichen Möglichkeiten eingesetzt und damit eine freiere Gesellschaft erstrebt haben. Sie taten dies nicht nur fürs Frauenstimm- und Wahlrecht, das 1971 endlich errungen wurde. Die Frauen in der Schweiz engagierten sich variantenreich auf verschiedensten Gebieten, letztlich unverzagt und erstaunlich beharrlich.
Hommage 2021 | Vergessene Pionierinnen
- Publiziert am 4. Januar 2021
Die Pionierinnen
Ihre Lebenswege zeigen, dass jeder Schritt in Richtung Chancengleichheit in der Bildung, im Sozialwesen, in der Wirtschaft, in Kunst, Kirche und Politik erstmal den Mut und den vollen Einsatz der Schweizerinnen erforderte. Für die Sammlung der Porträts arbeitet Hommage 2021 mit Historikerinnen, Kulturwissenschaftlerinnen und Soziologinnen aus den Kantonen zusammen. Sie haben für ihren Kanton je fünf bis acht Frauen bestimmt und die biografischen Texte verfasst.
Was ist den Übersetzerinnen, diesen ersten sehr genauen Leserinnen der Kurzbiografien, aufgefallen?
«Zunächst einmal überrascht die Vielfalt der Biografien», sind sich Christina Müller, Francesca Mariani und Laurence Margairaz einig. «Es gibt Frauen in der Bildung, ebenso wie die Flugpionierin, die Wirtin, die Wissenschaftlerin, die Künstlerin, die Politikerinnen. Frauen in Finanz und Wirtschaft sind seltener». Berührt haben die Individualität, die Kraft jeder einzelnen Frau, aus vorgegebenen Rollenerwartungen auszuscheren. Sei es, dass ein Auslandsaufenthalt, in England etwa, nicht die erwartete elegante Konversationsfähigkeit der zukünftigen Ehefrauen in bürgerlichen Kreisen mit sich brachte, sondern die junge Frau politisiert hat. Oder dass Frauen sich trotz geringer Schulbildung mit eigener Lektüre bis zur gefragten Rednerin vor grossem Publikum geschult haben. Nicht selten übernahmen Frauen nach Schicksalsschlägen, etwa dem Tod des Ehemanns, dessen Geschäft und brachten es zur Blüte. Begabte Frauen wurden aber auch unsichtbar, verschwanden hinter ihrem Werk, wie die Autorin Selina Chönz hinter dem «Schellenursli», oder verblassten einfach in der Erinnerung. «Sogar Frauen wie Leny Bider, die Flugpionierin. Als ihr Bruder starb, ebenfalls ein Pilot, blieb er bekannt und wurde mit Strassennamen geehrt. Sie hingegen? Wer kennt ihren Namen?» Und «drohte bis weit ins 20. Jahrhundert nach der Heirat für Frauen ein Bruch in der beruflichen Karriere, so setzt sich das heute fort, aber eher mit der Mutterschaft», gibt Francesca Mariani zu bedenken.