Die neue Pop-Polit Talkshow VOLL AUF DIE 12 will «Normalos» eine Stimme geben
- Publiziert am 25. September 2023
Warum gibt es eigentlich kein Polit-Format im TV, das nach echten Lösungen sucht?
Die Filmregisseurin Rebecca Panian nervt sich schon lange. Warum diskutieren Politier:innen und Expert:innen primär in ihrer Bubble? Warum zelebrieren die TV Stationen die Kontroversen und Eitelkeiten der Akteur:innen, statt nach Lösungen eines Problems zu suchen? Warum ist Politunterhaltung wichtiger als ein echter Dialog? Panians Antwort darauf: Ein eigenes Format. Zwölf zufällig ausgewählte Menschen lösen in 90 Minuten ein dringendes gesellschaftliches Problem. Wer will kann sich bewerben!
Die Initiantin – Rebecca Panian
Nach ihrem Vor-Film-Leben als Schchriftenmalerin, Flugbegleiterin und Grafikdesignerin arbeitete Rebecca Panian als TV-Redakteurin für Endemol Deutschland und als freie Redakteurin und Regisseurin für das Schweizer Fernsehen. Im Jahr 2010 schloss sie ihren Bachelor of Arts in Journalismus ab. Im Jahr 2015 absolvierte sie ihren Master in Spielfilmregie an der ZHdK in der Schweiz. Ihr erster abendfüllender Dokumentarfilm ZU ENDE LEBEN – DYING TO LIVE – gewann den Publikumspreis am Zurich Film Festival 2014 und kam im April 2015 in die Schweizer Kinos. Neben dem Film ist im Wörterseh Verlag das Buch ZU ENDE DENKEN erschienen.
Seit 2016 ist Panian eine Aktivistin für die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens (UBI), nachdem die Schweiz darüber abstimmen konnte. 2018 startete sie das Projekt «Dorf testet Zukunft». Sie wollte die Grundeinkommensidee in einem Schweizer Dorf testen. Derzeit arbeitet sie unter anderem an dem Dokumentarfilm IMAGINE, der unsere Realität hinterfragt und dazu anregt, sich eine neue vorzustellen: eine Realität, in der es normal ist, dass die Sorge um alle Erdenbewohner und unseren Planeten im Mittelpunkt steht und alle Menschen genug zum Leben haben – ein Grundeinkommen als Menschenrecht. Ihre Reise mit dem Schweizer Dorf wird Teil von IMAGINE sein.
Im Oktober geht es los
Am 15. Oktober 2023 wird die erste Sendung im Zürcher Debattierhaus Karl der Grosse aufgezeichnet.
Wer bei der ersten Sendung am Tisch sitzen will, kann sich ab jetzt anmelden. Willkommen ist, wer gemeinsam Lösungen finden will und bereit ist zuzuhören und die Tischregeln zu achten (auf der Projekt-Webseite einsehbar). Alter, Beruf, Bildung, Geschlecht, Herkunft, Religion, sexuelle Orientierung etc. spielen keine Rolle. Die zwölf Teilnehmenden der ersten Sendung werden am 7. Oktober 2023 ausgelost. Die Ziehung wird gefilmt und auf der Webseite unter ZIEHUNGEN zu sehen sein.
Das Problem – Die Lösung – Das «Fötzele»
Das zu lösende Problem wird erst eingeblendet, sobald alle zwölf Gesprächsteilnehmer:innen am Tisch sitzen,
So soll der Druck der Vorbereitung entfallen. «Es ist aber absolut denkbar, dass es künftig auch mal Online-Abstimmungen gibt, in der die Öffentlichkeit bestimmt, welches Problem als nächstes verhandelt werden soll», so Panian. Wer will, kann über die Webseite auch Probleme als Input schicken, zu denen eine Lösung gewünscht wird.
Wenn die zwölf Gesprächsteilnehmer:innen es schaffen, sich zu einigen, wird die Lösung dem thematisch zuständigen Bundesrat sowie an den Schweizerischen Gemeindeverband geschickt. Schaffen sie es nicht, müssen alle mindestens eine Stunde Freiwilligenarbeit fürs Gemeinwohl leisten, beispielsweise Bäume pflanzen oder «Fötzele» in Parks. Die 12 können sich entweder selbst organisieren oder sich bei Gassenarbeiter Beno Kehl melden: «Bei uns kann man im «Haus Zueflucht» helfen, im Garten oder bei unseren Bienen. Wir sind immer froh um helfende Hände, auch wenn es nur eine Stunde ist.»
Wie kam es zur Idee?
Eine Inspiration für die Show war die Idee des Bürger:innenrats, der in Irland bereits Realität ist. Die Hauptinspiration lieferte allerdings eine Improvisations-Übung, die Panian zu ihrem Spielfilmprojekt LOTTERY durchführte, eine dystopische Satire, in der 12 Menschen eine Lösung finden müssen gegen die drohende Überbevölkerung, weil die Menschheit den Klimawandel schlicht zu lange ignoriert hat. Sie führte die Übung in Zürich, Basel und London durch. Zu Panians Überraschung konnten sich die drei zufällig zusammengestellten Gruppen nicht nur einigen. Sie kamen auch auf die gleichen Lösungen: «Das hat mich vollkommen begeistert und ich habe mich gefragt: Was wäre, wenn man 12 Menschen – zufällig ausgewählt – damit beauftragt, Lösungen für Probleme zu finden, die vermutlich die ganze Schweiz beschäftigen? Was, wenn Ideen mit Hand und Fuss dabei rauskommen und die unsere Demokratie stärken? Und was, wenn daraus eine Plattform wird, auf der sich die Menschen gehört und gesehen fühlen?»
Warum der Name?
«’Voll auf die 12’ ist nicht nur eine Redewendung für ‘gezielter Schlag’, sondern auch für ‘unmittelbar; bewegend; packend’, so wie ich mir die Show wünsche. Pop steht für Populus, das Volk; Polit steht für Politik, die definiert, wie wir zusammen leben; Talk, weil Menschen reden und Show, weil es auch einen spielerischen Aspekt gibt, vor allem durch das Zeitlimit und das Lösung finden», so Panian. Das Format bietet unendliches Potential für weitere Sendungen: Zum Beispiel ist ein Tisch mit allen Schweizer Landessprachen geplant. Oder ein Tisch, bei dem Politiker:innen als Zuschauende geladen sind. Denkbar ist für Panian auch, mit dem Format durch die Schweiz zu «wandern».