Die Schweiz war immer wieder Heimat von «Seelensuchern» wie Jean-Jacques Rousseau, Friedrich Nietzsche oder Carl Gustav Jung. Vom wegweisenden Rorschach-Test über Ludwig Binswangers Daseinsanalyse bis zu Jungs Analytischer Psychologie: Die Entwicklung der Psychiatrie, Psychologie und Psychoanalyse ist eng mit der Schweiz verbunden und wirkt bis heute nach.
C. G. Jung und die Entdeckung der Psyche in der Schweiz
- Publiziert am 2. Oktober 2025
Das Landesmuseum Zürich präsentiert zum 150. Geburtstag des Vertreters der Analytischen Psychologie eine Ausstellung.
Am 26. Juli 2025 jährte sich der Geburtstag von Carl Gustav Jung zum 150. Mal. Jung, geboren 1875 in Kesswil TG, war Jung ein wegweisender Psychiater und Psychoanalytiker, dessen Theorien und Konzepte die moderne Psychologie tiefgreifend beeinflusst haben. Der langjährige Wegbegleiter von Sigmund Freud und Begründer der analytischen Psychologie entwickelte er eine Archetypenlehre und prägte Begriffe wie das «kollektive Unbewusste» oder «Individuation», womit er einen Prozess meint, der einen Menschen zu dem mache, was er eigentlich ist. Wie Sigmund Freud betonte auch Jung die Bedeutung von Träumen. Mit seinen Schriften und seiner Forschung am Burghölzli hat der Schweizer Arzt nicht nur die Psychologie revolutioniert, sondern hat auch die Literatur, Kunst und Philosophie beeinflusst. Seine Theorien sind aber genauso umstritten wie berühmt, wie auch das Zerwürfnis zwischen ihm und Sigmund Freud. Das Verhältnis zwischen den Beiden begann als enge, von gegenseitiger Faszination geprägte Mentor-Schüler-Beziehung, die sich jedoch aufgrund unterschiedlicher Ansichten über die Sexualität, das Unbewusste und die Libido zu einem tiefen Bruch entwickelte. Während Freud Jung als seinen Nachfolger sah, konnte Jung Freuds zu starker Fokussierung auf die Sexualität nicht zustimmen und entwickelte eigene Theorien, wie das kollektive Unbewusste, die Freud ablehnte, was 1913 zum Bruch der Freundschaft führte.
Psycho-Geographie» der Schweiz
Im Mittelpunkt der Ausstellung «Seelenlandschaften. C. G. Jung und die Entdeckung der Psyche in der Schweiz» steht das legendäre «Rote Buch», das C. G. Jung während einer intensiven Phase der Selbstreflexion verfasste. Von der Ergründung der Seele zeugt aber auch die Kunst mit visionären Werken von Johann Heinrich Füssli, Emma Kunz, Rudolf Steiner, Meret Oppenheim oder Thomas Hirschhorn und nicht zuletzt von Heidi Bucher, deren Werk «Das Audienzzimmer des Doktor Binswanger» einen wichtigen Akzent setzt. Eingebettet in ein Panorama der Psychiatrie aus allen Landesteilen entsteht so eine «Psycho-Geographie» der Schweiz, in der die Verbindung zwischen Seele und Landschaft auf eindrucksvolle Weise sichtbar wird.
arttv Sozial Media Post: Jung zu Leben erweckt