«Und dazwischen ein Ozean» ist das überzeugende Debüt der Zuger Autorin und PH-Dozentin Martina Meienberg. Sie erzählt elegant und temporeich die Familiengeschichte rund um die Schwestern Iris und Gabriela, die nach dem Tod von Gabrielas Tochter gezwungen sind, sich ihrer Vergangenheit zu stellen.
Martina Meienberg erzählt von einer Schiffsreise in die «Neue Welt»
- Publiziert am 31. Januar 2023
Martina Meienberg (*1978, Steinhausen bei Zug) studierte im Anschluss an die Ausbildung zur Primarlehrerin Germanistik und Politikwissenschaft in Zürich und promovierte nach einer Reise an den Hindukusch zum Thema Nation-Building in Afghanistan. Während des Studiums schrieb sie regelmässig für Lokalzeitungen und bildete sich später an der Berufsfachschule EB Zürich in literarischem Schreiben weiter. Heute lebt Martina Meienberg wieder in Steinhausen und arbeitet als Dozentin und Beraterin im Schreibzentrum der Pädagogischen Hochschule Zürich. Beim Schweizer Fernsehen SRF ist sie zudem als redaktionelle Mitarbeiterin für die Nachrichtensendungen Tagesschau, Schweiz aktuell und 10 vor 10 tätig. Der Roman «Und dazwischen ein Ozean» ist Martina Meienbergs Debüt.
Und dazwischen ein Ozean | Klappentext
Unterschiedlicher könnten Schwestern kaum sein. Während Iris als erfolgreiche Unternehmerin das Café ihrer Eltern weiterführt, reüssiert Gabriela als international anerkannte Bildhauerin. Die beiden Schwestern trennen Welten und ein schwerer Konflikt – und doch sind sie sich tief verbunden und teilen mehr miteinander, als Iris ahnt. Nach dem Unfalltod von Gabrielas kaum zwanzigjähriger Tochter entschliessen sich Iris und Gabriela, die mehrfach verschobene Transatlantikfahrt von Hamburg nach New York endlich zu machen und damit Lea ein gegebenes Versprechen zumindest posthum zu erfüllen. Zu Lebzeiten sah Lea, die bei ihrer Tante aufwuchs, in der gemeinsamen Reise eine Chance zur Versöhnung. Doch zwischen Hamburg und New York liegt nicht nur ein Ozean, sondern auch der chronische Streit und ein über zwei Jahrzehnte gehütetes Geheimnis, das Gabriela dort aufdeckt, wo es für ihre Schwester kein Entkommen gibt. So wird Iris mit einer erschütternden Wahrheit konfrontiert und gezwungen, sich den blinden Flecken in ihrem Leben zu stellen. Für die Schwestern wird die Überfahrt nach New York
buchstäblich zur Reise in die «Neue Welt», und es stellt sich die Frage, ob am Ende die von Lea erhoffte Annäherung tatsächlich möglich wird. Die in diesem überraschenden Roman ausgebreiteten Leben sind alles andere als einfach, und sie werden – wie meist – von den Protagonistinnen erst im Nachhinein verstanden. Die von der Autorin spannungsreich gegeneinander geschnittenen Stimmen der beiden Schwestern, hier das Reiseprotokoll von Iris, dort Gabrielas Tagebuch, das nach und nach Licht ins Dunkel der vergangenen Jahre bringt, machen dies in kluger Weise deutlich.