Am 5. Januar 2021 jährte sich zum 100. Mal Friedrich Dürrenmatts Geburtstag. Aus diesem Anlass gibt das Schweizerische Literaturarchiv der Schweizerischen Nationalbibliothek eine reich mit Faksimiles illustrierte Edition zu seinem autobiographischen «Stoffe»-Projekt im Diogenes Verlag heraus. Die fünfbändige Buchpublikation wird begleitet von einer frei zugänglichen Online-Präsentation der gesamten 30’000 digitalisierten Manuskriptseiten aus Dürrenmatts 20 Jahre dauerndem Schreibprozess.
Friedrich Dürrenmatt | Stoffe: zur Geschichte meiner Schriftstellerei
- Publiziert am 25. Mai 2021
Eine Vielzahl bislang nicht publizierter Texte wird erstmals für das Publikum greifbar und erlaubt eine neue, umfassende Sicht auf Dürrenmatts Werk.
Friedrich Dürrenmatt (1921–1990) arbeitete seit dem Herzinfarkt, den er 1969 mit 48 Jahren erlitt, immer wieder an seinem Langzeitprojekt Stoffe: zur Geschichte meiner Schriftstellerei. Er verband darin die autobiographische Beschreibung seines Werdegangs mit Erzählungen und philosophierenden Gedankengängen – wortwörtlich über Gott und die Welt. Die von ihm publizierten Bände Labyrinth: Stoffe I-III und Turmbau: Stoffe IV-IX waren nur die Spitze des Eisbergs eines endlosen, ausufernden Schreibprozesses. Im Nachlass fanden sich 30’000 Manuskriptseiten dazu, die das Schweizerische Literaturarchiv der Schweizerischen Nationalbibliothek mit der Universität Bern erforscht hat und nun anlässlich von Dürrenmatts 100. Geburtstag im Netz als digitale Präsentation frei zugänglich macht sowie in einer Auswahl in Buchform herausgibt.
Diogenes Verlag & Online-Präsentation
Die Herausgeber Ulrich Weber und Rudolf Probst präsentieren in der schön gestalteten, mit einem Vorwort von Daniel Kehlmann versehenen Edition in fünf Bänden im Diogenes Verlag den gesamten Werkkomplex mit einer Auswahl aus den Manuskriptfassungen. Der Schreibprozess über mehr als 20 Jahre wird nachvollziehbar ediert und kommentiert. Eine Vielzahl von bislang nicht publizierten Texten wird erstmals für das Publikum zugänglich und erlaubt eine neue Sicht auf sein Werk. Dazu gehören auch frühe Fragmente Dürrenmatts wie das Drama «Der Turmbau zu Babel». Die Edition wird zeitgleich im Netz in digitaler Form als Hypertext präsentiert. Zusätzlich wird auf der Online-Plattform das gesamte Manuskriptarchiv mit 30’000 handschriftlichen und maschinenschriftlichen Seiten zu Dürrenmatts «Stoffen» zugänglich gemacht. Editorische Hilfsmittel erlauben die Orientierung und ermöglichen es, selbst einen Pfad durch diesen «Manuskriptdschungel» anzulegen.
Erkundung der Text- und Gedankenwelt Friedrich Dürrenmatts
Das «Stoffe»-Projekt kann zudem vom 15. Juli bis 6. August 2021 in der Schweizerischen Nationalbibliothek als Dreifachprojektion erfahren werden. Anhand von ausgewählten Passagen zeigt sie, wie Dürrenmatt seine Texte Version um Version verfasst hat. Die Präsentation gibt einen Einblick in die Textgenese des Projekts. Sie macht Friedrich Dürrenmatts Schreibprozess erlebbar und nimmt die Betrachterin respektive den Betrachter mit in die ausufernde Gedankenwelt der «Stoffe».
Textgrundlage: Bundesamt für Kultur, Schweizerische Nationalbibliothek