Armin Senser | Nach der Kunst
- Publiziert am 13. Januar 2021
Die ewigen Fragen nach Bedeutung, Status, Sinn und Zweck der Dreifaltigkeit: Künstler – Werk – Betrachter.
In «Nach der Kunst» stellt sich Armin Senser gezielt den Fragen wie auch den Antworten (in den Weg), die wiederum neue Fragen provozieren und so fort. Seine bohrende Fragerei ist ebenso sehr Monolog wie auch Dialog, da die Lesenden – Produzenten, Konsumenten, Rezipienten usw. – von Anfang an aufs Spielfeld geschickt werden.
Armin Senser, geboren 1964 in Biel. Studium der Philosophie an der Universität Bern. Für seinen ersten Gedichtband Frühes Erwachen erhielt er den Lyrik-Debut Preis und den Buchpreis des Kantons Bern. Zahlreiche weitere Auszeichnungen folgten. Buchpublikationen bei Hanser und in der Edition Korrespondenzen. Er lebt in Berlin.
«Nach der Kunst ist der Künstler verschwunden. Und der Betrachter allein. Nach der Kunst ist auch das Kunstwerk verwaist.»
Textauszug
«Bleibt die Frage, woher der Einzelfall seine Grundsätzlichkeit hat. Warum es sich mehr lohnen soll, über einen Film nachzudenken als über eine Situation oder eine bestimmte Person. Es bleibt die Frage, warum es sich mehr lohnen soll, einen Roman zu lesen als spazieren zu gehen. Warum wir glauben, dass Bildung das Ziel des Lebens sein sollte. Und nicht Faulheit. Das Nichtstun. Warum nicht das Kiffen. Oder Sex. Es bleibt die Frage, warum wir glauben, dass der Barbar jemand ist, der keine Fremdsprache kann. Es bleibt die Frage, warum uns das Können wichtig ist.
Es bleibt die Frage, warum etwas tief sein muss, um wertvoll zu sein. Es bleibt die Frage, warum der Wert eines Kunstwerks direkt proportional zu den geistigen Erzeugnissen ist, die es scheinbar angeregt hat. Es bleibt die Frage, warum wir das Werk mit dem Geschriebenen identifizieren. Mit der Sekundärliteratur. Mit seinem Akademisierungsgrad. Und warum wir nicht einfach akzeptieren können, dass das Bild gut ins Wohnzimmer passt. Aber schrecklich über dem Sofa aussieht.
Jedes Kunstwerk hat seine Theorie. Jedes Kunstwerk baut am eigenen Mythos. Jedes Kunstwerk bestimmt seine Unantastbarkeit. Jedes Kunstwerk beschreibt schliesslich eine Welt. Die der Grund dafür sein kann, dass du dich auf etwas Falsches beziehst.»
Text: Klever Verlag