44. Solothurner Literaturtage
- Publiziert am 26. April 2022
Die Schweiz ist nicht viersprachig, sondern vielsprachig – dieses Motto gilt in Solothurn auch in diesem Jahr.
Neben der klassischen «Werkschau», den moderierten Lesungen und Gesprächen mit mehr als 80 eingeladenen Autor:innen und Übersetzer:innen präsentiert das Festival auch die «Werkschau+». Dazu haben die diesjährigen Literaturtage in der Schweiz lebende Autor:innen eingeladen, die (auch) in ihrer Herkunftssprache publizieren. Dazu kommen zahlreiche Gesprächsrunden, Preisverleihungen und literarische Retrospektiven.
Hybridfestival
Die Solothurner Literaturtage haben Gefallen am hybriden Festival gefunden, auch die 44. Ausgabe präsentiert sich als solches: live vor Ort mit Publikum in den Veranstaltungsräumen und in den Gassen der Stadt sowie mit ausgewählten Live-Audiostreams auf der Literaturtage-Webseite. Zwei Neuerungen präsentieren die Solothurner Literaturtage in diesem Jahr: Auf einer Aussenbühne vor der St. Ursen-Treppe gibt es Gratislesungen für ein breites Publikum, unterstützt von der Regiobank Solothurn. Und unter dem Label «Campus Solothurn» behandelt ein ausgebautes Fachprogramm für Vertreter:innen der Buchbranche und ein interessiertes Publikum aktuelle Themen wie Urheberrecht, die soziale Sicherheit von Autor:innen oder die Rolle von unabhängigen Verlagen.
Prosa, Lyrik, Spoken Word, Graphic Novel und Übersetzungen
Im Zentrum des Programms der 44. Solothurner Literaturtage steht einmal mehr die «Werkschau» – moderierte Lesungen und Gespräche der mehr als 80 eingeladenen Autor:innen und Übersetzer:innen mit ihren Neuerscheinungen aus den Sparten Prosa, Lyrik, Jugend- und Kinderliteratur, Spoken Word, Graphic Novel und Übersetzungen. Unter den Gästen finden sich bekannte Namen aus dem In- und Ausland, etwa Milena Moser und Catalin Dorian Florescu, Michael Fehr oder Anna Ruchat, Nino Haratischwili, Julia Franck, Joshua Cohen, Claudia Durastanti oder Ulrich Blumenbach – sowie zahlreiche Entdeckungen, darunter viele starke junge Frauenstimmen und eine aussergewöhnlich grosse Zahl an Lyriker:innen. In der «Werkschau+» sind der Schweiz lebende Autor:innen eingeladen, die (auch) in ihrer Herkunftssprache publizieren. Und in Zusammenarbeit mit dem Literaturfestival Babel in Bellinzona wird an den diesjährigen Solothurner Literaturtagen das Projekt «L’altra lingua: Die Rolle der Sprache beim Ankommen» präsentiert (mit Usama Al Shahmani). Ausserdem führt Viceversa Literatur deutschsprachige Leser*innen in vier französisch- und italienischsprachige Werke ein.
Gespräche und Diskussionen
Einen weiteren Schwerpunkt bilden diverse Gesprächsrunden zu gesellschaftspolitischen und literarischen Themen, beispielsweise über Identitätspolitik («Über Aneignungen, Identitäten und die Literatur»), die «Rolle der:des Autor:in in der Gesellschaft» (zum 20-Jahre-Jubiläum des Autor*innen-Verbands A*dS) oder zu «Kultur in neuen Kanälen», eine Gesprächsrunde, in der Protagonist:innen über ihre Projekte ausserhalb der klassischen Medien berichten. Zum PEN-Gespräch ist die weissrussische Autorin Olga Shparaga eingeladen; eine Diskussion zum Krieg in der Ukraine ist geplant.
Preise und Ehrungen
Zum Auftakt der Literaturtage werden am Mittwoch erstmals im Theater Solothurn die Schweizer Literaturpreise vergeben; für den Grand-Prix-Literatur-Preisträger 2022, Reto Hänny, gibt es am Freitagmittag eine Carte blanche. Ebenfalls im Stadttheater wird am Samstag zum dritten Mal der Schweizer Kinder- und Jugendbuchpreis verliehen. Im Rahmenprogramm «Drumherum» gibt es u.a. zu sehen und zu hören: die «Revue einer Revolution» – Geschichten aus dem Buch «Projekt Schweiz» (Unionsverlag) –, Retrospektiven zu Erika Burkart und Jörg Steiner, eine musikalische Hermann-Burger-Lesung, ein Metal- und ein Spoken-Word-Abend oder das Fussballspiel der Schweizer Schriftsteller-Nati (Anstoss: Peter Bichsel).