Unter dem Titel «Wer hat hier Recht(e)?» hat das Wildwuchs Festival fünf künstlerische Positionen eingeladen, sich dem Thema Gleichstellung von Menschen mit Behinderung zu nähern. Entstanden ist ein Parcours im öffentlichen Raum, der mit unverstelltem Blick humorvoll und aufrüttelnd zentrale Positionen der UN-Behindertenrechtskonvention und deren Umsetzung in der Schweiz ins Visier nimmt.
Wildwuchs Festival Basel | Ein aufrüttelnder Parcours
- Publiziert am 3. Mai 2019
*Gleiche Chancen für künstlerisches Schaffen für Alle *
Im Juni ist wieder Wildwuchs-Zeit: Internationale Kunst und Kultur in der Kaserne, dem ROXY Birsfelden und an Orten in und um Basel, die keine expliziten Kulturorte sind. Immer nah am Leben und an den Menschen, denn Wildwuchs versteht sich als Vermittler zwischen Kunstschaffenden, Zuschauenden, Betroffenen und Angehörigen. Es fördert gleiche Chancen für künstlerisches Schaffen für Alle und ermöglicht kulturelle Zugehörigkeit trotz Verschiedenheit. Dieses Jahr zum Beispiel im Rahmen des Parcours «Wer hat hier Recht(e)?»:
Lilian Fritz| UNDER DOC – EINE THEATRALE PERFORMANCE | Praxis Dr. Sabine Bichsel
In der Gesundheitsversorgung ist Kommunikation in Gebärdensprache für Hörbehinderte üblicherweise nicht vorgesehen. „Under Doc“ thematisiert die daraus resultierenden Kommunikationsprobleme, mit denen Hörbehinderte bei Arztbesuchen und Spitalaufenthalten konfrontiert sind, die Fremdheit und Hilflosigkeit, das Gefühl des Ausgeliefertseins.
Frank Soma & Okapi | TREPPEN | Kunsthalle Basel
In moderner Architektur werden Treppen oft als Treffpunkte und Begegnungsorte inszeniert. In der Wahrnehmung von Menschen mit Behinderung sind sie jedoch oft unüberwindbare Hindernisse und lösen das Gefühl des Ausgeschlossen-Seins aus. Mittelpunkt der Performance ist die Treppe der Kunsthalle. Hier trifft sich eine Gruppe von Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen, die erforschen, ob sie die Treppe als Barriere hinter sich lassen können und wie eine Begegnung auf gleicher Stufe möglich ist.
Rückl/ Weckherlin/ Fischer/ Stutz | INTIM, ÖFFENTLICH! | Kasernenareal
Die Sexualität von Menschen mit Behinderung ist nach wie vor ein Tabuthema. Das Projekt hat zum Ziel, im Spannungsfeld zwischen Intimität und Öffentlichkeit einen realen Austausch über die Sexualität von Menschen mit Behinderung zu ermöglichen und mit vorurteilbehafteten Meinungen aufzuräumen.
Simon Fürstenberger, Cilio Menella | ZUR GOLDENEN RAMPE | Ausstellungsraum Klingental
Als temporärer Ersatz für die kantonale Fachstelle für Menschen mit Behinderung, die 2015 geschlossen wurde, betreiben Simon Fürstenberger und Cilio Minella ein experimentelles Büro, das die Funktion einer Beratungsstelle hat und zugleich ein Gesprächsangebot für Betroffene, Angehörige und Interessierte ist. Als Dokumentation werden Ideen, Gedanken, Zeichnungen und Fotos gesammelt, die im und um das Büro entstehen, und das Paket nach dem Festival dem Kanton Basel-Stadt überreicht. So können alle Wildwuchs-Besucher*innen dazu beitragen, die Wichtigkeit der kantonalen Fachstelle ins öffentliche Bewusstsein zu rücken.
Joséphine de Weck | BIST DU V.I.P.?
Für Wildwuchs nimmt sich Joséphine de Weck das Recht zu sagen, wer privilegiert ist. Sie dreht die vorgefundenen gesellschaftlichen Umstände ins Gegenteil und vergibt den V.I.P.-Ehrentitel an Menschen mit Beeinträchtigung, woraufhin ihnen eine bevorzugte Behandlung zusteht. Es ist ein Spiel mit dem Konzept des Privilegs, ein Hinterfragen von gängigen Zuschreibungen. «Bist du V.I.P.» begegnet Ihnen immer wieder im Laufe des Festivals.