Der Kunstraum Baden zeigt die bisher grösste institutionelle Einzelausstellung der Fribourger Künstlerin Stéphanie Baechler. Ihre raumgreifende Installation verbindet textile und skulpturale Elemente und thematisiert jene oft unsichtbaren Strukturen, die Fürsorge, Pflege und alltägliche Organisation tragen. Dabei nimmt ihr Werk Bezug auf den historischen Kontext des Merker-Areals.
Was die Gesellschaft im Innersten zusammenhält
«They Call It Love»: Eine Ausstellung über verborgene Verbindungen und fragile Systeme des Zusammenlebens
Stéphanie Baechler wurde 1983 in Fribourg geboren und studierte Textildesign an der Hochschule Luzern. Anschliessend absolvierte sie einen Master in Fashion Design an der ArtEZ (Hogeschool voor de Kunsten) in Arnhem (NL). Sie arbeitete u. a. für Hussein Chalayan in London und war Leiterin des Druckdesigns für das Schweizer Textilunternehmen Jakob Schlaepfer in St. Gallen. Ihre Werke wurden verschiedentlich ausgestellt, so u. a. im Espace Nina Keel in St. Gallen (2021), im Punt WG, Amsterdam (2022), Musée d’art et d’histoire Fribourg, Tröckneturm St. Gallen in Kooperation mit der Kunst Halle Sankt Gallen und TaDA Textile and Design Alliance (beide 2024) oder jüngst im Museum für Gestaltung Zürich und im Gewerbemuseum Winterthur (beide 2025). Stéphanie Baechler lebt und arbeitet in Amsterdam.
Industriegeschichte und Kunst
Ausgangspunkt für Stéphanie Baechlers Ausstellung ist der historische Kontext des Merker-Areals, dem heutigen Standort des Kunstraums Baden. Einst wurden hier Haushaltsgeräte produziert – darunter die legendäre Merker-Bianca-Waschmaschine. Die industrielle Geschichte des Ortes, geprägt von Produktion, Pflege und Haushalt, inspirierte Stéphanie Baechler dazu, ihre künstlerische Auseinandersetzung zum Thema Trocknen fortzusetzen und bildet den Resonanzraum für ihre raumgreifende Installation.
Hidden Work
Im Zentrum der Ausstellung steht ein eigens im TextielLab in Tilburg (NL) entwickeltes Gestrick. Mithilfe einer innovativen Stricktechnik, die externe Materialien einbinden lässt, schafft Baechler ein transparentes, dehnbares Gewebe, in das Symbole, Textfragmente und Formen eingearbeitet sind. Präsentiert auf grossformatigen Konstruktionen aus Fiberglas und formal angelehnt an klassische Wäscheständer, verbindet die Installation textile und skulpturale Elemente. Das Gestrick passt sich den Gestellen an, wird gespannt, überlagert oder lose gehängt. Eingearbeitete Materialien und eigens entworfene Zinn-Wäscheklammern mit Begriffen wie «Hidden Work» oder «FULL CARE» verweisen auf die oft unsichtbare Arbeit im Hintergrund unseres Alltags.
They Call It Love
Der Ausstellungstitel «They Call It Love» verweist auf das gleichnamige Buch von Alva Gotby (2023), das emotionale Arbeit und Sorgearbeit als tragendes, aber gesellschaftlich häufig entwertetes Element des kapitalistischen Systems beschreibt. Baechler thematisiert in ihrer Installation die unsichtbaren Strukturen von Fürsorge, Pflege und alltäglicher Organisation. Sie macht auf die feinen Verbindungen aufmerksam, die unsere Gesellschaft im Innersten zusammenhalten – elastisch und anpassungsfähig, belastbar und doch fragil, und häufig leicht zu übersehen.
(Textgrundlage: Kunstraum Baden)