Die faszinierende Figur des in Russland geborenen deutschen Künstlers Walter Spies (1895 – 1942) steht im Mittelpunkt der Auseinandersetzung, denn sein Einfluss auf die kulturelle Landschaft Balis hallt bis heute nach. Das Vermächtnis von Spies ist eng mit der zeitgenössischen Erzählung Balis verwoben, und ROOTS zielt darauf ab, seine tiefgreifende Wirkung zu zeigen und gleichzeitig das postkoloniale Erbe der Insel zu erforschen.
Walter Spies: Kolonisator, Künstler und Wegbereiter?
In einer immersiven Ausstellung untersucht Michael Schindhelm mit kritischem Blick das Erbe eines europäischen Künstlers auf Bali.
Walter Spies war ein deutscher Künstler, der die letzten Jahre seines Lebens in Indonesien verbrachte. Geboren in Moskau, verliess er die Stadt und segelte in die Niederländisch-Ostindien, nachdem er durch verschiedene niederländische Postkarten neugierig geworden war. Zunächst lebte Spies in Bandung und zog dann nach Yogyakarta, wo er für den Sultan arbeitete, bevor er 1927 nach Ubud auf Bali übersiedelte. Dort dokumentierte und sammelte er zahlreiche Aspekte der balinesischen Kunst, die er im von ihm gegründeten Bali Museum bewahrte. 1936 war er einer der Gründer von Pita Maha, einer Kunstorganisation. Zusammen mit Wayan Limbak entwickelte er den Sang Hyang-Tanz und das Ramayana-Epos zu dem, was heute als Tari Kecak (Affen-Tanz) bekannt ist. 2018 veröffentlichte Michael Schindhelm die erste deutschsprachige Biografie von Walter Spies.
Bids for Survival: ROOTS by Michael Schindhelm ist das zweite ortsspezifische, immersive Projekt im Rahmen einer einjährigen Zusammenarbeit der Kulturstiftung Basel H. Geiger | KBH.G mit dem Autor, Filmemacher und Kurator Michael Schindhelm.
Zuerst kam Spiess, dann Bowie, Ono und Jagger
Das Vermächtnis von Walter Spies (1895 – 1942) ist eng mit der zeitgenössischen Erzählung Balis verwoben. ROOTS zielt darauf ab, seine tiefgreifende Wirkung zu zeigen und gleichzeitig das postkoloniale Erbe der Insel im letzten Jahrhundert zu erforschen. Im Zentrum von ROOTS liegt die Villa Iseh, ein Rückzugsort, den Spies 1937 in Iseh, Karangasem, errichtete. Ursprünglich ein Zufluchtsort für Walter Spies, wurde sie später zu einem beliebten Ziel für die Reichen und Berühmten, darunter David Bowie, Yoko Ono und Mick Jagger. ROOTS ehrt das umfangreiche Erbe von Spies, indem es seine Geschichte in die zeitgenössische Erzählung Balis einwebt und die Komplexität des kulturellen Austauschs erforscht.
Beiträge zeitgenössischer Kunstschaffender aus Bali
Zu den Höhepunkten zählen Werke des Malers Made Bayak und des Grafikdesigners Gus Dark, die den balinesischen Kampf zur Bewahrung ihrer kulturellen Identität angesichts zeitgenössischer Herausforderungen erforschen. Zudem werden eine Reihe von Filmen und Installationen gezeigt, die entscheidende Momente der balinesischen Geschichte, einschliesslich des Völkermords von 1965, reflektieren. Auszüge aus Michael Schindhelms Dokufiktion ROOTS werden die Ausstellung begleiten. Der Film zeigt Walter Spies, wie er sich durch die moderne Landschaft Balis bewegt. Durch Begegnungen mit balinesischen Künstler:innen und Persönlichkeiten ringt der Geist von Spies mit seinem eigenen Erbe und dem anhaltenden Einfluss der westlichen Zivilisation auf der Insel. Die Besuchenden werden eingeladen, ihn auf seiner Reise über die heutige Insel zu begleiten, 99 Jahre nach dem ersten Besuch des Malers. Durch die Tänzerin Dewa Ayu Eka Putri, den Musiker Putu Tangkas Adi Hiranmayena und balinesische Mitwirkende, darunter der international renommierte Choreograph Wayan Dibai, der Galerist Agung Rai und viele andere, wird der Geist von Spies in dieser Ausstellung erweckt.
Spies’ Weg nach Bali
Im Jahr 1923 brach Walter Spies von Europa in die Tropen auf, um eine neue Welt und künstlerische Inspiration zu suchen. Trotz seines bedeutenden Einflusses als Künstler ist seine Geschichte im westlichen Bewusstsein weitgehend verblasst. Geboren 1895 in Moskau und tragisch 1942 vor der Küste Sumatras auf See ums Leben gekommen, bleibt das Vermächtnis von Spies ein Jahrhundert nach seiner Ankunft auf Bali weiterhin einflussreich. Von den Balinesen als Pionier des Modernismus auf der Insel angesehen, erlebte Spies unter dem allgegenwärtigen Einfluss der balinesischen Kunst eine tiefgreifende künstlerische Transformation. Trotz Ausstellungen in Berlin und Dresden und Freundschaften mit angesehenen Künstlern wie Oskar Kokoschka und Otto Dix bis hin zu Friedrich Murnau, Margaret Mead und Charlie Chaplin steht sein Ansehen in seiner Heimat in keinem Vergleich zu seinem verehrten Status auf Bali.
(Textgrundlage: Kulturstiftung Basel H. Geiger I KBH.G)