Ihre Ausbildung erhielt Albers am legendären Bauhaus, bevor sie 1933 in die USA emigrierte. Dort entwickelte sie ihr Schaffen als Weberin, Textildesignerin und bildende Künstlerin weiter. Mit ihrem experimentellen Umgang mit Materialien und ihrem innovativen Ansatz, Kunst und Handwerk zu verbinden, wirkt sie bis heute inspirierend. Zu Recht zählt sie daher zu den herausragendsten Künstlerinnen und Designerinnen des 20. Jahrhunderts.
Vom Bauhaus in die USA
- Publiziert am 29. Oktober 2025
Anni Albers (1899–1994) mit Einzelausstellung «Constructing Textiles» im Zentrum Paul Klee – erstmals in der Schweiz
Ausstellung im Zentrum Paul Klee
Das Zentrum Paul Klee präsentiert vom 7. November 2025 bis 22. Februar 2026 die erste Einzelausstellung von Anni Albers in der Schweiz. Unter dem Titel «Anni Albers. Constructing Textiles» werden Werke aus allen Schaffensperioden gezeigt, mit einem besonderen Fokus auf die architektonischen Textilinterventionen. Ergänzt wird die Ausstellung durch die erstmalige deutsche Publikation von Albers’ Aufsatz «The Pliable Plane» (1957).

Die Sprache der Fäden: Kunst und Archäologie
Nachdem das Bauhaus unter nationalsozialistischem Druck schliessen musste, floh Anni Albers mit ihrem Ehemann Josef in die USA. Sie fanden eine neue Wirkungsstätte am neu gegründeten Black Mountain College in North Carolina. Hier konnte Albers die am Bauhaus erlernten Prinzipien weitergeben und vertiefen. Auf ihren Reisen durch Mexiko, Chile und Peru entdeckte sie später ihre Faszination für «präkolumbische» Textilien und Artefakte. Deren Muster, Techniken und Farben inspirierten sie zutiefst und prägten ihre berühmten Bildwebereien. Werke wie Ancient Writing (1936) und Code (1962) demonstrieren Albers’ Auseinandersetzung mit der Symbolik und der kommunikativen Kraft von Textilien. Speziell die Knüpfschrift Khipu aus den Anden regte sie zu Arbeiten an, die die Fäden als eigenständige Sprache begreifen. Ihr bahnbrechendes Buch On Weaving (1965) widmete sie ihren «Lehrer:innen, den Weber:innen des alten Peru».

Architektonische Interventionen: Textilien als Formgeber und Pionierin der Textilkunst
Albers entwickelte «nützliche Objekte», neue Textilien für Gebäude und Innenräume, die stets auf ihre spezifische Umgebung abgestimmt waren. Schon am Bauhaus kreierte sie eine innovative, schallabsorbierende und lichtreflektierende Wandverkleidung mit Chenille- und Zellophangarnen. Später entwarf sie Stoffe für Grossaufträge in den USA, wie die Schlafsäle des Harvard Graduate Center oder sakrale Paneele für den Tempel Emanu-El in Dallas. Albers betrachtete Textilien als gestalterische Elemente, die als «mitwirkende Gedanken» die Architektur bereichern.
Sie war zudem die erste Textilkünstlerin, die 1949 eine Einzelausstellung im Museum of Modern Art in New York erhielt. Für diese Schau entwickelte sie neuartige, freihängende Raumteiler aus unterschiedlichen Materialien, die eine leichte Alternative zu starren Wänden boten. Im Zentrum Paul Klee werden diese Ideen aufgegriffen, indem einige ihrer Textilien als raumstrukturierende Elemente eingesetzt werden.

