Heute ist der begnadete Kunstmaler Karl Gehri nahezu vergessen. Eine Ausstellung in Münchenbuchsee, wo dieser von 1886 bis 1922 lebte und arbeitete, will ihn und sein umfangreiches Schaffen in Erinnerung rufen. Und das aus aktuellem Anlass: Am 25. Juni 2025 jährt sich der Geburtstag von Karl Gehri zum 175. Mal. Seit 2022 kümmert sich die Gehri-Stiftung um sein künstlerisches Erbe mit dem Ziel, sein Werk zu erhalten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Vergessen! – Karl Gehri (1850–1922)
- Publiziert am 4. Juni 2025
Wusstest du?
… Karl Gehri fast 40 Jahre lang, von 1886 bis 1922, in Münchenbuchsee lebte und von hier aus intensiv künstlerisch tätig war?
… er mit seinem Kunstschaffen eine Familie mit zehn Kindern, darunter Vierlinge, ernähren musste?
… Karl Gehri u.a. zusammen mit Albert Anker die bekannte Jeremias Gotthelf-Prachtausgabe illustrierte?
… eines seiner Kinder, der Sohn Franz Gehri, an der Weltausstellung 1906 in Mailand für seine eigene Kunst eine Silbermedaille erhielt?
… der im Jahr 1850 geborene Karl Gehri aufgrund seines umfangreichen künstlerischen Schaffens weit herum bekannt war?
Selbst am Tisch sitzend
Karl Gehri wohnte mit seiner Familie in der ehemaligen Wirtschaft an der Moosgasse in Münchenbuchsee, im sogenannten Käch-Haus, wo er auch sein Atelier hatte. Der Grossteil der Werke und Dokumente, die nun ausgestellt werden, stammen aus der Sammlung der Gehri-Stiftung. Weitere Werke sind aus privaten Sammlungen. Zudem sind die von seinem Sohn Franz Gehri geschaffenen Fenster in der Kirche Münchenbuchsee Teil der Ausstellung.
Die beim Bahnhof Münchenbuchsee gelegene Alte Post bietet ideale, lichtdurchflutete Räumlichkeiten für die Ausstellung. Sowohl die Alte Post wie die Kirche haben einen persönlichen Bezug zum Künstler. Dieser wirkte viele Jahre als Kirchgemeinderat in Münchenbuchsee mit. Im Restaurant Bären, neben der alten Post gelegen, war Gehri oft zu Gast, und eines seiner Gemälde, «Die Mittwochsgesellschaft», zeigt eine Innenansicht des Bären, mit ihm selbst am Tisch sitzend.
«Mittagsgesellschaft» aus dem Jahre 1911, Karl Gehri im Restaurant Bären in Münchenbuchsee. Das Restaurant gibt es immer noch.
Mehrere Generationen
Um seine grosse Familie mit zehn Kindern zu ernähren, war Karl Gehri unermüdlich an der Arbeit. Er zeichnete, malte, illustrierte, entwarf Sujets für Vereinsfahnen und vieles mehr. Schweizweite Bekanntheit erlangte die Familie Gehri auch, weil die Ehefrau Elisabeth 1880 gesunde Vierlinge zur Welt brachte, die alle vier über 70 Jahre alt wurden.
Das künstlerische Talent in der Familie Gehri wurde über mehrere Generationen weitergegeben. Die Künstlerfamilie brachte während rund 100 Jahren schweizweit mehrere bekannte Künstler hervor: Den Bildschnitzer Christian Gehri (1808-1882), seinen Sohn Karl Gehri (1850-1922) und dessen Sohn Franz Gehri (1882-1960), der ebenfalls als Kunstmaler und Radierer tätig war.