Mit einem eindrucksvollen Zusammenspiel aus Zeichnungen, installativen Arbeiten und architektonischen Konstruktionen erschafft der Künstler ein facettenreiches Gefüge, das die Grenzen zwischen Realität, Erinnerung und Imagination auslotet. Nussbaumers Werke laden dazu ein, die Wahrnehmung von Zeit und Raum neu zu hinterfragen und eröffnen einen tiefgründigen Dialog über die Komplexität menschlicher Erfahrung.
«UNZEIT.» – erste Einzelausstellung von Tobias Nussbaumer
- Publiziert am 20. August 2025
Über Tobias Nussbaumer
Tobias Nussbaumer (*1987) arbeitet an der Schnittstelle von Zeichnung, Architektur und digitalen Prozessen. Nach Studien in Illustration, Kunstgeschichte und Philosophie schloss er 2017 den Master of Arts in Fine Arts an der FHNW Basel ab. Die Ausstellung im Helvetia Art Foyer ist seine erste Soloshow in seiner Heimatstadt Basel.
Schnittstelle analog – digital
Es gibt Momente, die sich einer klaren zeitlichen Einordnung entziehen – weder Vergangenheit noch Zukunft, sondern etwas dazwischen. Diesem Zustand widmet der Basler Künstler Tobias Nussbaumer seine erste Einzelausstellung in Basel: «UNZEIT.» Die Ausstellung entführt in ein vielschichtiges Gefüge aus Zeichnungen, skulpturalen und architektonischen Konstruktionen, in denen Realität, Erinnerung und Imagination aufeinandertreffen. Bekannte Ordnungen werden gebrochen, Linearität durch Spiegelungen, Wiederholungen und digitale Überlagerungen aufgelöst. In drei Räumen verknüpft der 1987 in Basel geborene Künstler persönliche Erinnerungsfragmente mit algorithmisch generierten Bildwelten. Dabei untersucht er die Schnittstellen zwischen analogem Zeichnen und digitalen Prozessen – nicht, um feste Bedeutungen zu schaffen, sondern um Übergangszonen und Kontaktpunkte sichtbar zu machen.
Jeder Raum ist eine Annäherung an das Vergehen und Entgleiten von Zeit
Raum 1: Echo Drift
Fünf kleinformatige Zeichnungen, ergänzt durch die digitale Projektion Forever (21 seconds), thematisieren das Entgleiten und Verformen von Erinnerungen. Inspiriert von persönlichen Erlebnissen mit seinem an Alzheimer erkrankten Vater, entfalten sich fragmentierte Gedächtnislandschaften, in denen Bild und Ton auseinanderdriften – wie Erinnerungen, die sich verselbstständigen.
Raum 2: Postponed Reflection
In dieser Übergangszone überlagern sich Realität und Fiktion, Kontrolle und Zufall. Ausgangspunkt sind in KI-Prozesse eingespeiste Erinnerungsfragmente, die Nussbaumer in analoge Zeichnungen transformiert. Spiegelungen und verschobene Perspektiven erzeugen Bilder, die zwischen Nachbild und dystopischem Traum oszillieren.
Raum 3: UNZEIT
Architektur wird hier zum aktiven Bestandteil der Inszenierung. Eigens gefertigte «Fake-Säulen» spiegeln bestehende Pfeiler, verändern die Raumordnung und irritieren die Orientierung. Die Skulptur Semipermeable Future Self fragmentiert ihre Umgebung, während die grossformatige Zeichnung UNZEIT (2025) zwischen Konstruktion und Auflösung schwebt – unterstützt von einer gezielten Lichtregie.