Seit dem Zweiten Weltkrieg finden sich seltsame Steinblöcke in der Landschaft. Mittlerweile von der Natur eingenommen, durchqueren sie Wiesen, schmiegen sich an Hügel und kreuzen Wanderwege. Ausgehend von einem ethnografisch-künstlerischen Forschungsprojekt an der Zürcher Hochschule der Künste knüpft die Ausstellung im Forum Schlossplatz Verbindungslinien ins Heute. Neben historischen Quellen lassen künstlerische Positionen die Sperrstellen aus der Vergangenheit in die Gegenwart treten.
Überdimensionierte «Toblerone» aus Beton in der Landschaft
- Publiziert am 4. Februar 2025
Vergangenheit im Vorgarten
Aufgrund ihrer der Schokolade nicht unähnlichen Form werden sie umgangssprachlich «Toblerone» genannt: Panzersperren sind zahlreich in der Schweizer Landschaft zu finden. Unter der offiziellen Bezeichnung «Geländepanzerhindernisse» wurden diese Sperrriegel hauptsächlich während des Zweiten Weltkrieges als Verteidigungsanlagen gegen einen möglichen Angriff aus Deutschland errichtet. Seit den 1990er Jahren haben sie militärisch gesehen allerdings keine Bedeutung mehr und werden grösstenteils zivil genutzt. Etwa, wenn einzelne Höcker Teil von Privatgärten werden, Panzersperren als ökologische Verbindungskorridore für vom Aussterben bedrohte Amphibien gelten, «Toblerone» aus Beton zu Kinderspielplätzen mutieren oder von Künstler:innen als Land Art in Szene gesetzt werden. Die Panzersperren werden als kulturelles Erbe die Geschichte überdauern. Wie etwa der «Sentiers des Toblerones», ein 17 Kilometer langer Lehrpfad vom Jurafuss bis zum Genfersee.
Ausstellung im Forum Schlossplatz
Wie sich der Bedeutungswandel der Objekte seit der militärischen Obsoleszenz vollzogen hat und weiter vollzieht, untersucht das ethnografisch-künstlerische und vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) finanzierte Forschungsprojekt «Materialisierte Erinnerungen (in) der Landschaft» (2019–2023) der Zürcher Hochschule der Künste (Forschungsschwerpunkt Kulturanalyse in den Künsten, ZHdK). Die Forschungsergebnisse sind nun im Rahmen einer Ausstellung im Forum Schlossplatz in Aarau zu sehen. Mit einem Blick in die Vergangenheit und angereichert mit künstlerischen Positionen soll über die gegenwärtige und zukünftige Bedeutung dieser Relikte nachgedacht und diskutiert werden. Zur Ausstellung findet ein vielseitiges Rahmenprogramm statt. Die Ausstellung ist in verschiedene Kapitel gegliedert, in denen das Objekt aus historischer, aber auch künstlerischer Perspektive behandelt wird. Zudem leiten multiperspektivische Hörstationen die Besucher:innen durch die Räume. Diese bringen unterschiedliche Stimmen aus der Bevölkerung miteinander ins Gespräch.
(Textgrundlage: Zürcher Hochschule der Künste/Forum Schlossplatz)