Das Werk der amerikanischen Künstlerin Tschabalala Self hat dank seiner visuellen Präsenz in den letzten Jahren international grosse Beachtung erfahren. Aus ihrem facettenreichen Oeuvre werden neunzehn Gemälde gezeigt, die ihre künstlerische Entwicklung exemplarisch darlegen. Dazu neue Skulpturen, die ihre Malerei in die dritte Dimension überführen und dabei das Spiel von Fiktion und Realität weiter intensivieren. Zusätzlich ist ein Video einer ihrer Performances zu sehen.
Tschabalala Self im Kunstmuseum St.Gallen befasst sich intensiv mit der Malerei als Medium
in Zusammenarbeit mit Le Consortium, Dijon präsentiert das Kunstmuseum St.Gallen die erste, institutionelle Einzelausstellung der Künstlerin in Europa
Tschabalala Self erwarb 2012 ihren Bachelor of Arts am Bard College und 2015 ihren Master of Fine Arts an der Yale University School of Art. Seitdem hat sie ihre Arbeiten in zahlreichen Galerien und Museen ausgestellt, darunter das Studio Museum in Harlem, MoMA PS1 und das New Museum in New York. Im Jahr 2020 war sie Gegenstand einer Einzelausstellung im ICA Boston und 2021 im Baltimore Museum of Art.
Schwarze Körper
Inhaltlich stellen die Arbeiten von Tschabalala Self die historisch, kulturell und gesellschaftlich geprägten Vorstellungen gegenüber Schwarzen Körpern in Frage. In den Worten der Künstlerin: «Kollektive Fantasien umgeben den Schwarzen Körper und haben eine kulturelle Nische geschaffen, in der unser heutiges Verständnis von Schwarzer Weiblichkeit existiert. Meine Praxis widmet sich der Benennung dieses Phänomens.» Self setzt in ihrem Schaffen neue Massstäbe und befreit den Schwarzen Körper von Lesarten, die ausgrenzend sind.
Erfundene Charakteren
In ihren Gemälden bildet Self Individuen oder Paare ab, die vor einem monochromen oder aber gemusterten Hintergrund teils in ihrer eigenen Welt zu schweben scheinen und isoliert wirken. Die Figuren von Tschabalala Self sind nicht als Porträts zu verstehen, vielmehr handelt es sich um Komposite aus einem, wie sie sagt, «Pantheon von erfundenen Charakteren». Die Personen auf ihren Bildern sind teils von dieser Welt, teils auch von ihr abstrahiert. Sie verkörpern somit einen existenziellen Zustand und stehen sinnbildlich für zwischenmenschliche Dynamiken.
Überlebensgrosse Figuren
Neben Malerei werden in der Ausstellung auch überlebensgrosse Figuren zu sehen sein: Seated Woman 1 und Seated Man 2 etwa untersuchen den Themenkomplex der sitzenden oder gar thronenden Figur, mit der Self sich in letzter Zeit beschäftigt. Der Stuhl wird damit, wie sie sagt, «zur Bühne». Die sitzende Figur hat viel mit Ideen des privaten und öffentlichen Raumes, des Persönlichen und Politischen zu tun, wie etwa in Sit-ins als Form von forderndem Protest.