Fabian Marti in “ELM MR CL MYMULW” betreibt virtuelle Kulturgeschichte im Badener Trudelhaus.
Trudelhaus | Fabian Marti
Natürlich wäre es gut, jetzt eine Dechiffriermaschine zur Hand zu haben, wo klar ist, dass dieser Titel weder im bekannten Atbasch noch im gängigen Caesar-Code ROT13 verfasst sein kann: ELM MR CL MYMULW. Andererseits: Wer weiß schon, ob der ursprüngliche Titel nicht im Cipher block chaining-Modus verschlüsselt wurde, bei dem einzelne Blöcke eines Geheimtextes in variierenden Sequenzen immer wieder erneut verschlüsselt werden, bis sich auch die letzte Spur von Bedeutung im Dickicht unwahrscheinlicher Konsonantenknoten verloren hat. Dann wäre das Spiel ohnehin nicht zu gewinnen… So gesehen verhält es sich mit dem kryptischen Titel von Fabian Martis aktueller Soloschau im Hans-Trudel-Haus Baden ganz ähnlich wie mit den Arbeiten des 29-Jährigen. Auf seinen großformatigen Scans wimmelt es nur so vor starken Symbolen: Totenschädel, keltische Kreuze, Kristallsammlungen, Metall- und Gesteinsformationen, heraldisch gekreuzte Klingen, verblichene, übermalte Bilder von Tempelruinen. Die Ästhetik seiner Bildfindungen schwankt zwischen Heavy Metal-Cover Art, ethnografischem Fotoarchiv und der Avantgarde-Grafik der 1920er Jahre. Alle Motive scheinen in einer geheimen Beziehung zueinander zu stehen – doch wo immer man versucht, diese genauer zu bestimmen, tun sich hinter ihrer eigentümlichen Rhetorik des Zusammenhangs immer neue Rätsel auf.