Sophie Taeuber-Arp (1889–1943) war eine Pionierin der Abstraktion. Als sie 1943 auf tragische Weise ums Leben kam, umfasste ihr Œuvre Textilien wie Kissen und Tischdecken, Perlarbeiten, ein Marionettentheater, Kostüme, Wandmalerei, Möbel, Architektur, Grafikdesign, Malerei, Zeichnung, Skulptur und Reliefs. In ihrem interdisziplinären Schaffen ebnete sie mit scheinbar spielender Leichtigkeit die althergebrachten Grenzen zwischen Kunst und Leben ein.
Sophie Taeuber-Arp | Gelebte Abstraktion
- Publiziert am 19. März 2021
Ein umfassende Retrospektive im Kunstmuseum Basel stellt eine Künstlerin vor, deren Werk genauso vielfältig wie radikal war.
Die Künstlerin
Sophie Taeuber-Arp wurde am 19. April 1889 in Davos geboren und starb am 13. Januar 1943 in Zürich. Sie starb auf tragische Art an einer Kohlenmonoxidvergiftung infolge eines falsch gehandhabten Ofens. Schon in jungen Jahren hatte sie sich für eine kunsthandwerkliche Ausbildung in St. Gallen und München entschieden, wo sie sich an der Debschitz-Schule auf Textildesign und Holzbildhauerei spezialisierte. Handarbeit und kunsthandwerkliche Techniken erlebten in dieser Zeit als Gegenentwurf zur weit verbreiteten industriellen Produktion eine neue Wertschätzung. 1914 liess Taeuber-Arp sich in Zürich nieder und bildete sich im Ausdruckstanz aus. Mit ihrem späteren Ehemann Hans Arp war sie in der anti-bürgerlichen Dada-Bewegung aktiv. Sie beteiligte sich an einer Vielzahl von Ausstellungen kunsthandwerklicher Arbeiten. In der zweiten Hälfte der 20er-Jahre nahmen Taeuber-Arp und ihr Mann die französische Staatsbürgerschaft an. Sie hielt sich viel in Strassburg auf, wo sie eine Reihe von Aufträgen für die Gestaltung von Innenräumen erhielt. In den frühen 30er-Jahren gab Taeuber-Arp ihre Stelle in Zürich auf und zog nach Paris. 1940 flüchteten Taeuber-Arp und ihr Mann vor den Nationalsozialisten nach Südfrankreich. Dort litten sie unter Armut und Mangelernährung. 1943 gelang ihnen die Flucht nach Zürich, wo sie kurz darauf starb.
Balance und Off-Balance
Die Experimentierfreude der Avantgarde-Zirkel von Zürich und Paris, denen Taeuber-Arp angehörte, und ihre kunsthandwerkliche Ausbildung und Lehrtätigkeit verschmolzen zu einer gelebten, angewandten Abstraktion, mit der sie nahezu alle Lebensbereiche gestaltete. Im Zürcher Dada-Umfeld entdeckte sie beispielsweise den Tanz als Ausdrucksmittel. Das heitere Spiel von Balance und Off-Balance blieb weit über diese Zeit hinaus ein wesentliches Merkmal ihrer Kunst und inspirierte auch ihre abstrakten Kompositionen. Der mitreissende Überblick im Kunstmuseum Basel macht die Entwicklung ihres Werks von den Anfängen im Kunstgewerbe über die architekturbezogenen Projekte in Strassburg, bis hin zu den abstrakten Gemälden der Pariser Zeit, nacherlebbar. Taeuber-Arp war 1937 mit zahlreichen Werken, in der für die Entwicklung und Verbreitung der Abstraktion bedeutenden Ausstellung Konstruktivisten, in der Kunsthalle Basel vertreten. Das verbindet sie mit der Stadt Basel ebenso sehr wie die Tatsache, dass sich da auch wichtige Sammler*innen für ihre Kunst fanden.
Textgrundlage: Kunstmuseum Basel