Roee Rosen (*1963, Israel) kennt keine politischen Berührungsängste. Selbstironisch und bildgewaltig dekonstruiert er die intellektuellen Überväter der abendländischen Kultur, will Kafka für Kleinkinder aufbereiten und persifliert Shakespeare. Ebenfalls in Luzern zu sehen sein Film «The Dust Channel», der schon an der documenta 14 für Gesprächsstoff sorgte.
Roee Rosen liebt den künstlerischen Tabubruch
- Publiziert am 21. November 2022
Die Ausstellung im Kunstmuseum Luzern präsentiert Werke des multidisziplinären Provokateurs aus drei Jahrzehnten Schaffenszeit
Metapher auf ein aufgeräumten Leben
Masslosigkeit ist wohl der passende Begriff, um den wilden Ritt des Künstlers Roee Rosen (*1963) durch die Kulturgeschichte zu beschreiben. Er bedient sich für seine Zeichnungen, Gemälde und Filme bei Klassikern der Literaturgeschichte, illustriert diese neu oder lässt bekannte Figuren in seinen Arbeiten auftreten. In seinem Werk trifft Weltpolitik auf Haushaltsgeräte: Professionelles Personal musiziert oder rezitiert komplexe Texte, nur um einen Staubsauger als Helden zu feiern. Diese Überhöhung ist natürlich eine Metapher auf unsere Vorstellung eines aufgeräumten Lebens, in dem nichts stört, weder Staub noch Fremdes, weder Speisereste noch Flüchtlinge.
Kafka for Kids
In seinem neusten Werkzyklus «Kafka for Kids» verknüpft der Künstler in einem kindlichen Interieur die berühmte Geschichte von Gregor Samsa, der als Käfer aus dem Schlaf erwacht, mit der rechtlichen Lage von Kindern und Jugendlichen in den von Israel besetzten Gebieten. Roee Rosen verführt mit sicherem Strich und perfekter Kameraführung das Publikum, seiner Fantasie zu folgen. Die Grenzen von erfunden und wahr werden dabei laufend verwischt, bis einem das Lachen im Hals stecken bleibt.
Textgrundlage: Kunstmuseum Luzern