Wenn eine in Kanada lebende Legende ihre Fotos in Appenzell auf Zeitungspapier ausstellt, und diese danach nicht verkauft, sondern zerschneiden lässt, dann finden wir das einfach sympathisch! Abgesehen davon, eine wunderbare Ausstellung zu Franks Lebenswerk…
Robert Frank | Kunsthalle Ziegelhütte
Eine Legende kommt in die Provinz
Robert Frank (*1924 in Zürich) gehört zu den einflussreichsten Fotografen des 20. Jahrhunderts. Seine Bilder und Filme schufen eine neue Ästhetik. Geboten wird eine dynamische Ausstellungserfahrung, die Franks Bücher und Filme ins Zentrum stellt. Die Arbeiten leben von der Originalität des Blicks und der Unmittelbarkeit der Motive. Die Präsentation ist so einfach wie möglich und tritt der Musealisierung von Franks Werk entgegen. Auf langen Zeitungspapierbahnen werden jeweils 6 bis 15 Fotos aus einem Buch angeordnet. – in linearer Reihung. Die Ausstellung zeigt Arbeiten von 1947 bis 2016. In der Kunsthalle Ziegelhütte werden 27 Filme im Loop gezeigt, die Frank zwischen 1959 und 2016 gedreht hat.
Am Schluss wird alles vernichtet
Reportage ist eines der Schlüsselworte für Robert Franks fotografische und filmische Arbeit, ebenso wie Spontaneität und Poesie. All das offenbart sich nun in einer Ausstellung, die vollständig auf Originale, auf Vintage Prints und Super 8-Spulen verzichtet – eine Ausstellung, die das Werk Franks vielmehr auf Zeitungsbahnen, mit digital restaurierten Filmen und Fotobüchern vorstellt. Robert Frank und sein Verleger Gerhard Steidl wollten es so. Steidl, weil er eine wunderbare Ausstellung um die Welt auf Reisen schicken kann; Frank, weil er eine prätentiöse Musealisierung und spekulative Kommerzialisierung unterlaufen kann: „Nothing left for the rotten art market!“ Die Form der Ausstellung entspricht diesem Ausruf. Nach dem Ende der Ausstellung, die Showroom, Lesesaal, Werkstatt und Lounge ist, werden wie in Halifax, München, Essen, Istanbul, New York, Leipzig und L.A. alle Papiere vernichtet, nichts bleibt – außer der Erinnerung an ein einmaliges Erlebnis.