Erstmals werden aus den 130 Projekten, welche das Theaterkollektiv realisiert hat, acht eigenständige Arbeiten in einer Ausstellung zugänglich gemacht und damit in neue Zusammenhänge gestellt: eine Werkschau, inszeniert als multimediale Installation. Die Besucher:innen im Kunstmuseum Solothurn können in den interaktiv angelegten Räumen selbst zu Kollaborateur:innen werden und auf spielerische Weise dringliche Themen unserer Zeit verhandeln.
Rimini Protokoll – Eine aufrüttelnde Werkschau des Theaterkollektivs im Kunstmuseum Solothurn
Globale Netzwerke, Waffenhandel, Lebensmittelindustrie, Klimawandel, Migration und 100 Gesichter aus Solothurn
Rimini Protokoll ist längst zum Markenzeichen geworden für ein Theater, das den geschützten Bühnenraum hinter sich lässt und die Grenzen zwischen den Disziplinen wie auch zwischen Realität und Fiktion durchlässig macht. Statt professionellen Schauspieler:innen engagieren Rimini Protokoll für ihre Stücke jeweils «Expert:innen des Alltags», die thematisch und geografisch spezifisches Wissen mitbringen.
Wer sind Rimini Protokoll?
Helgard Haug (Berlin), Stefan Kaegi (Solothurn) und Daniel Wetzel (Konstanz) haben im Jahr 2000 das Theater-Label Rimini Protokoll gegründet und arbeiten seither in verschiedenen Konstellationen unter diesem Namen. Stück für Stück erweitern sie die Mittel des Theaters, um neue Perspektiven auf die Wirklichkeit zu schaffen. Rimini Protokoll entwickeln ihre Bühnenstücke, Interventionen, szenischen Installationen und Hörspiele oft mit Expert:innen, die ihr Wissen und Können jenseits des Theaters erprobt haben. Ausserdem übersetzen sie gerne Räume oder soziale Ordnungen in theatrale Formate. Viele ihrer Arbeiten zeichnen sich durch Interaktivität und einen spielerischen Umgang mit Technik aus.
Inszenierungen mit Bürger:innen
So erklärten Rimini Protokoll zum Beispiel die «Hauptversammlung» der Daimler-Aktionär:innen zum Theaterstück oder inszenierten mit «Call Cutta» and «Call Cutta in a Box» eine transatlantische Unterhaltung zwischen einem Mitarbeiter eines indischen Call-Centers und je eine:r Theaterbesucher:in. Mit «100% Stadt» schufen sie eine weltweit immer wieder neu kontextualisierte Inszenierung, die 100 repräsentativ ausgewählte Bürger:innen der Stadt auf einer Theaterbühne versammelt. Bei ihrer Inszenierung «Welt-Klimakonferenz» spiegelten sie das Drama der Mammut-Diplomatie zum Schutz der Erdatmosphäre ins Hamburger Schauspielhaus. Für den Multiplayer-Video-Walk «Situation Rooms» entwickelten sie ein hyperrealistisches Set, in dem 20 Zuschauer:innen auf den Spuren von Menschen wandeln, deren Biographien durch Waffen geformt wurden. Für Museen entstanden in der letzten Zeit vermehrt immersive und interaktive Arbeiten, wie «win-win» oder «Urban Nature».