Im Jahr 1878 wurde bei Ausgrabungen an der Mosel eine grosse Steinskulptur entdeckt, die ein römisches Weinschiff darstellt. Ein Modell davon dient Jan Kiefer (Trier, D, 1979), der in Basel lebt und arbeitet, als Ausgangslage für eine neue Serie von Gemälden.
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- Publiziert am 9. Februar 2024
Im Bündner Kunstmuseum sind moderne Malereien von Jan Kiefer zu sehen, die auf einer alten Schiffskulptur beruhen.
Modell nach historischer Vorlage
Die Skulptur, die 1878 bei Grabungsarbeiten gefunden wurde, kann heute im Rheinischen Landesmuseum in Trier besichtigt werden. Durch die Initiative der örtlichen Handwerkskammer wurde ein Nachbau der historischen Vorlage aus Holz erstellt und gilt heute als grösstes schwimmfähiges Römerschiff im deutschen Sprachraum. Das knapp 10 Meter lange Boot liegt im Hafen von Neumagen-Drohn und kann von Interessierten gechartert werden. Zahlreiche weitere Funde zeugen von den römischen Siedlern und dem Ausbau des Ortes zu einem befestigten Kastell.
Wein, Wein nur du allein
Das erste Bild der Werkgruppe, die Jan Kiefer geschaffen hat, zeigt den Bug des Weinschiffes, das letzte das Heck. Der Künstler lässt eine Abfolge von Sequenzen entstehen, die auf die Bildlogik des Wimmel- oder Bilderbuches referenzieren und macht das Schiff zu einer Bühne, auf der sich gestikulierende Römer über den Sinn und Zweck der menschlichen Kultur unterhalten. Als Kulturgut ist der Wein vielschichtiges Symbol in Religion und Kunst und ein wiederkehrendes Motiv im Schaffen des Künstlers. Jan Kiefer befragt mit Schalk und Scharfsinn nicht nur die kulturelle Bedeutung von Kunst in unserer Gesellschaft. Mit der Figur des Obelix aus Antikglas stellt er den Römern ein Symbol des Widerstandes gegenüber und reflektiert, wie auch prägende Epochen vergänglich sind, aber dennoch Einfluss auf unsere gegenwärtige Weltsicht ausüben.