Die Fondation Beyeler zeigt die erste umfassende Schweizer Retrospektive des Werks von Yayoi Kusama (*1929, lebt und arbeitet in Tokio) – einer der einflussreichsten Künstlerinnen des 20. und 21. Jahrhunderts. Die Ausstellung versammelt über 300 Werke und verdeutlicht die weltweite Strahlkraft und die anhaltende Relevanz des künstlerischen Schaffens von Yayoi Kusama. Eine Künstlerin, deren Kunst stark von ihren lebenslangen Halluzinationen und Zwangsstörungen beeinflusst wird.
Mit 96 Jahren noch künstlerisch aktiv!
- Publiziert am 11. Oktober 2025
Das musst du über Yayoi Kusama wissen:
Yayoi Kusama ist eine japanische Künstlerin, die für ihre farbigen Polka Dots, ihre immersiven Infinity Rooms und ihre Kürbisskulpturen bekannt ist. Ihre Kunst ist stark von ihren lebenslangen Halluzinationen und Zwangsstörungen beeinflusst und spiegelt oft ihre Erfahrungen mit der psychischen Gesundheit wider. Sie ist eine der wichtigsten zeitgenössischen Künstlerinnen weltweit und prägte in New York in den 1960er-Jahren die Kunstszene mit Happenings und Installationen, bevor sie in Japan wieder zu grossem Ruhm gelangte.
Hauptmerkmale der Kunst von Yayoi Kusama:
Polka Dots: Ihr bekanntestes Motiv, das sie auf Leinwände, Skulpturen und Menschen malt.
Infinity Rooms: Immersive Installationen mit Spiegeln, Lichtern und Punkten, die die Betrachter:innen in eine unendliche, hypnotische Welt eintauchen lassen.
Kürbisse: Viele ihrer Skulpturen zeigen Kürbisse, die zu einem ikonischen Symbol ihrer Kunst geworden sind.
Infinity Nets: Frühe Gemälde, die aus unzähligen, handgemalten Halbkreisen bestehen und die Angst vor der Leere thematisieren.
Wichtige Aspekte im Lebens und Schaffen von Yayoi Kusama:
Inspiration durch Halluzinationen: Ihre Kunst ist eng mit ihren lebenslangen Halluzinationen verbunden, bei denen sie oft Punkte, Blumenfelder und Kürbisse sah. Diese dienten ihr als kreative Quelle.
Frühe Jahre in New York: Nach ihrer Emigration in die USA im Jahr 1957 wurde sie in der New Yorker Kunstszene bekannt, wo sie provokative Happenings veranstaltete.
Psychische Gesundheit: Ihre Kunst kann als eine Form der Therapie und als Ausdruck ihrer Erfahrungen mit psychischen Erkrankungen wie Angstzuständen und Zwangsstörungen interpretiert werden. Sie lebt freiwillig in einer Nervenheilanstalt in Tokio, wo sie auch heute noch täglich in ihrem Studio arbeitet.
Kultureller Einfluss: Ihre Kunst hat die Popkultur durchdrungen und beeinflusste unter anderem Andy Warhol. Sie hat auch mit Luxusmarken wie Louis Vuitton zusammengearbeitet.
Yayoi Kusama Museum: 2017 eröffnete sie in Tokio ihr eigenes Museum, um ihre Werke zu präsentieren und sie mit Fans zu teilen.
Yayoi Kusamas radikale, innovative Kunst
Die Ausstellung in der Fondation Beyeler bietet einen umfassenden Einblick in Yayoi Kusamas über sieben Jahrzehnte umspannendes Schaffen – von ihren Anfängen im Nachkriegsjapan bis zu ihrem heutigen Status einer Ikone der Gegenwartskunst. Angesichts des breiten Spektrums an Medien – Malerei, Zeichnung, Skulptur, Installation, Performance, Collage, Mode, Literatur und Film – gilt sie als eine der vielseitigsten und einflussreichsten Künstler:innen unserer Zeit. Die Ausstellung präsentiert die wichtigsten Perioden ihrer radikalen, innovativen Kunst und zeichnet ein dynamisches Porträt einer Künstlerin, die noch immer unser Verständnis von Kunst und Erfahrung verändert.

Konzept der Unendlichkeit
Im Zentrum von Kusamas Werk steht das Konzept der Unendlichkeit – nicht nur als formales Mittel, sondern als eine gelebte, spirituelle und psychologische Realität. Ihre Markenzeichen – Polka Dots (Punkte), Netzmuster, Spiegel und repetitive Muster – sind mehr als ästhetische Signaturen; sie spiegeln ihre eingehende Auseinandersetzung mit Leben und Tod, mit Selbstauslöschung und der Sehnsucht nach Transzendenz wider. Von dem hypnotischen Universum ihrer Infinity-Net-Gemälde bis zur immersiven Intensität ihrer eigens für die Ausstellung in Riehen produzierten Infinity Mirror Rooms – Kusamas Welten wickeln den Betrachtenden in endlose visuelle Schleifen. Ihre raumgreifenden Installationen lösen die Grenzen zwischen Innen und Aussen, zwischen Körper und Raum, zwischen Individuum und Kosmos auf. Durch die stetige Wiederholung von Formen und Motiven bringt sie den rhythmischen Puls des Lebens zum Ausdruck – ein zentrales Prinzip ihres Schaffens.
Zustand der Schwebe und Immersion
Kusamas Werke sind nicht nur zum Betrachten geschaffen, sondern zum Erleben. Besonders ihre Spiegelinstallationen und raumfüllenden Installationen versetzen die Betrachtenden in einen Zustand der Schwebe und Immersion. Auf diese Weise verwandelt Kusama die persönliche Auseinandersetzung in ein gemeinschaftliches Erlebnis. Ihre Kunst wird zu einem Ort der Konfrontation und des Trostes, der Verletzlichkeit und Stärke. Die wegweisende Ausstellung vereint sowohl ikonische Werke – darunter über 130 bisher in Europa nicht gezeigte Arbeiten – als auch neue, eigens für diesen Anlass geschaffene Werke. Zu den Höhepunkten zählen Kusamas faszinierende Frühwerke, ihre Infinity Nets und Accumulations, Narcissus Garden, 1966/2025 sowie Infinity Mirrored Room – Illusion Inside the Heart , 2025. «Yayoi Kusama» umfasst zudem einen neuen Infinity Mirror Room.
Museum und Park
Den Besucher:innen bietet sich die seltene Gelegenheit, die erstaunliche Bandbreite von Kusamas Schaffen in den Räumen der Fondation Beyeler zu erleben. Die Werke, die sich über zehn Ausstellungssäle erstrecken, verwandeln nicht nur die Innenräume und die Architektur des Museums, sondern beziehen auch den angrenzenden Park mit ein. Kusamas
ikonische Infinity Mirror Rooms und skulpturale Arbeiten überschreiten die Grenzen der Ausstellungsräume und entfalten ein fesselndes Zusammenspiel von Licht, Farbe und Form – ein Kunsterlebnis, das Raum, Natur und Wahrnehmung miteinander in Dialog bringt. Die Retrospektive bietet eine vielschichtige Begegnung mit einer Künstlerin, deren Werk die Wahrnehmung hinterfragt, Denkanstösse gibt und Gefühle weckt. Sie zelebriert Kusamas grenzenlose Vorstellungskraft und fordert uns auf, sich auf das Unendliche in uns zu besinnen.

Katalog zur Ausstellung
Der reich bebilderte Ausstellungskatalog, herausgegeben von Leontine Coelewij, Stephan Diederich sowie Mouna Mekouar erscheint im Hatje Cantz Verlag, Berlin, und ist gestaltet von Teo Schifferli. Die Publikation wurde gemeinsam mit der Künstlerin und ihrem Studio erarbeitet und umfasst Texte aus verschiedenen Bereichen wie Astrophysik, Biologie, Mode, Informatik und Soziologie von Emanuele Coccia, Katie Mack, Stefano Mancuso, Ralph McCarthy, SooJin Lee, Agata Soccini und Helen Westgeest sowie Archivmaterial und Beiträge von Kusama, die einen tiefen Einblick in Kusamas Universum ermöglichen.
