Michael Schindhelm ist Autor, Filmemacher und Kurator, der sich durch seine wissenschaftsnahen und multidisziplinären Arbeiten einen Namen gemacht hat. In den Räumlichkeiten der Kulturstiftung Basel H. Geiger realisiert er das ehrgeizige zweiteilige Projekt BIDS FOR SURVIVAL. Gemeinsam mit Künstler:innen, Wissenschaftler:innen, Schauspieler:innen und Designer:innen präsentiert er zwei unterschiedliche Ausstellungen, die als immersive Räume konzipiert sind. THE END OF AGING macht den Anfang.
Michael Schindhelm hinterfragt den Wunsch nach ewigem Leben
Eine immersive Ausstellung in der Kulturstiftung Basel H. Geiger thematisiert soziale, wirtschaftliche und kulturelle Auswirkungen der Langlebigkeit.
Michael Schindhelm ist ein in Deutschland geborener schweizerischer Autor, Filmemacher, Kurator und Kulturberater, bekannt für seine vielseitigen Beiträge zur Kunst. In Basel wirkte er zwischen 1996 und 2006 als Direktor und Intendant des Theater Basel. Er war der Gründungsdirektor der Dubai Culture & Arts Authority von 2008 und der Generaldirektor der Berliner Opernstiftung von 2005 bis 2007. Seine umfangreiche Karriere umfasst Auszeichnungen wie den Bayerischen Theaterpreis für das Theater Basel in den Jahren 1999 und 2001 sowie zuletzt den Herbert Quandt Medienpreis und den Deutschen Wirtschaftsfilmpreis für seine Dokumentation MIT LICHTGESCHWINDIGKEIT ZUM IMPFSTOFF (Das Projekt BioNTech) aus dem Jahr 2022. Über seine beruflichen Erfolge hinaus hat Schindhelm einen reichen akademischen Hintergrund, da er Quantenchemie in der UdSSR studierte und später zur Literatur beitrug mit Büchern wie «Lavapolis» und «Dubai Speed». Seine filmischen Projekte umfassen Dokumentationen wie SONG FROM THE STEPPE von 2004 und BIRD’S NEST VON 2008, THE CHINESE LIVES OF ULI SIGG von 2016 sowie IN THE MOOD FOR ART über das M+-Museum in Hongkong von 2023, die seine vielfältigen Talente in den Künsten zeigen.
Die Kulturstiftung Basel H. Geiger ist eine führende Kulturstiftung, die sich der Förderung innovativer und nachdenklicher künstlerischer Erlebnisse widmet. Mit einem Engagement für interdisziplinäre Zusammenarbeit möchte die Stiftung das Publikum in sinnvolle Gespräche über zeitgenössische Themen einbinden. Gegründet wurde die Kulturstiftung Basel H. Geiger | KBH.G 2019 von der Philanthropin Sibylle Geiger (1930 – 2020), welche die Stiftung nach ihrem Grossvater, dem Schweizer Pharmazeuten und Unternehmer Hermann Geiger (1870 – 1962), benannte. Die Gründung der Stiftung ist verbunden mit dem Ziel der Stadt Basel sowie ihren Bewohner- und Besucher:innen ein neuartiges Forum für Kunst und Kultur zur Verfügung zu stellen.
Die grösste gesellschaftliche Herausforderung unserer Zeit
In einer Welt, die eine biotechnologische Revolution erlebt, hat das Projekt das Ziel, das drängende Problem des Alterns anzugehen. Michael Schindhelms hinterfragt, welche sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Folgen eine immer älter werdende Gesellschaft mit sich bringt und lässt dabei Realität und Fiktion verschwimmen. Er orchestriert die Transformation der Kulturstiftung Basel H. Geiger (KBH.G) durch die Umsetzung einer ortsspezifischen, immersiven Installation – ein gemeinschaftliches Unterfangen, an dem ein vielfältiges Team von Fachleuten aus den Bereichen Kreativität, Design, Schauspiel und Wissenschaft beteiligt ist. Die komplexe Natur des Projekts zeigt sich in seinen vielschichtigen Komponenten, darunter aufwendige szenografische Anordnungen, die Schaffung fiktiver Kurzfilme, die alternative Realitäten und dystopische Umgebungen erkunden, sowie immersive Audioinstallationen. Neben diesen Installationen bieten Einblicke von international renommierten Wissenschaftlern den Besuchern die Möglichkeit, einen Blick in die mögliche Zukunft der biotechnologisch unterstützten Lebensverlängerung zu werfen.
Blick in die Ausstellung
THE END OF AGING wird das Innere eines verlassenen Krankenhauses in der Zukunft detailgetreu nachbilden. In zwei Teilen angelegt, werden die Besucher:innen zunächst Video- und Audioarbeiten erleben, die eine fiktive Zivilisation darstellen, in der Menschen bedeutend längere Leben führen und den Alterungsprozess umkehren können. Während die Besucher:innen durch die zahlreichen Krankenhausbereiche navigieren, darunter ein Kontrollraum, ein Operationssaal, ein Labor und ein Genesungsraum, werden sie auf audiovisuelle Szenen und Umgebungen stossen, die verschiedene herausfordernde Möglichkeiten in der nahen Zukunft zeigen. Innerhalb der Ausstellung werden eine Reihe verschiedener Persönlichkeiten Schlüsselthemen im Zusammenhang mit Anti-Aging erkunden, darunter Biomarker zur Umkehr des biologischen Uhrzeigers, die Auswirkungen eines gesunden Lebensstils auf die Langlebigkeit, Verjüngungsstrategien, die Unvermeidlichkeit des Todes, Karriereverlängerungen und die wissenschaftlichen Merkmale des Alterns. Diese Themen werden in vier Kategorien organisiert: Wissenschaft, Wirtschaft, Ethik und das Alter.
Kurzfilmreihe über Langlebigkeit
Die Präsentation umfasst eine Reihe von Kurzfilmen mit individuellen Charakteren, die jeweils einzigartige Perspektiven von negativen bis positiven Szenarien bieten. In diesen Kurzfilmen begegnen wir etwa einem Mann, der seinem Avatar in fünfzig Jahren begegnet, einer Vierzehnjährigen, die in Wahrheit über hundert Jahre alt ist und ihre biologische Uhr umgekehrt hat, oder einer Frau, die in einer Ökodiktatur gelebt hat, sowie ihrer Tochter, die unter mysteriösen Umständen trotz Geburtenverbot zur Welt gekommen ist. Obwohl die Charaktere nicht direkt interagieren, werden ihre Gespräche zu einem übergreifenden Narrativ zum Thema Langlebigkeit verwoben. Die Filme werden auch fesselnde Animationen mit medizinischer Bildgebung einbeziehen, und ein Lab-Raum wird Besucher:innen dazu einladen, sich auf eine Erkundung der Welt der Nanotechnologie zu begeben.
Stand der Wissenschaft
Der zweite Teil der Ausstellung wird einen umfassenden Überblick über den aktuellen Stand der wissenschaftlichen Forschung und Entwicklung im Bereich der Langlebigkeit präsentieren. Innerhalb der Ausstellung werden Besucher:innen kurze Interviews mit Experten aus verschiedenen internationalen öffentlichen und privaten Institutionen erleben, darunter namhafte Spezialisten für soziale, wirtschaftliche und religiöse Aspekte des Themas. Dazu gehören der Nobelpreisträger Venki Ramakrishnan, Fiona Marshall, Präsidentin für biomedizinische Forschung bei Novartis, und Michael N. Hall, der mTOR entdeckte, ein entscheidendes zelluläres Signalmolekül, das verschiedene biologische Prozesse reguliert. Sie werden ihre Perspektiven zur Zukunft der Langlebigkeit teilen.
THE END OF AGING ist eine gemeinsame Anstrengung mit mehreren Partnern und Beitragenden, darunter internationale Forschungseinrichtungen wie Novartis, Universität Basel, Biozentrum Basel, Institut für Ophthalmologie, FHNW HEK und das Medienstudio iArt.
(Textgrundlage: Kulturstiftung Basel H. Geiger)