Im Süden von Buenos Aires haben Tessiner Einwanderer vor rund 100 Jahren Lugano gegründet. Heute zählt das Viertel zu den ärmsten der Stadt.
Lugano Buenos Aires | Tessiner fotografiert Armenviertel
Der Tessiner Fotograf Gian Paolo Minelli kam im Jahr 2000 für ein Projekt nach Buenos Aires. Die Stadt zog ihn in ihren Bann, und so ist er geblieben. Er fotografiert vor allem in der Südzone von Buenos Aires. Im Gegensatz zu den wohlhabenden Vierteln im Norden der Stadt wird die «Zona Sur» vor allem von Immigranten und armen Einheimischen bewohnt. Minelli dokumentiert mit seiner Kamera, einer Grossformat-Sinar, den Zustand und die Veränderungen dieser Vorstadt über eine lange Zeitspanne. Die Zona Sur beherbergt einerseits Sportstadien, grosse Grünflächen, ruhige Strassen mit kleinen Wohnhäusern, andererseits Elendsquartiere mit illegal errichteten Baracken neben gigantischen Wohnblöcken, die an französische Banlieues erinnern und weitgehend dem Zerfall preisgegeben sind.
300’000 Menschen wohnen in Lugano Buenos Aires, 20’000 allein im Barrio Piedra Buena, wo Minelli zusammen mit jungen Bewohnern des Viertels das Kulturzentrum «Galpon Piedrabuenarte» ins Leben gerufen hat. In einem riesigen Schuppen, einst Kulissenlager des Teatro Colon, finden heute Rockkonzerte, Performances, Workshops statt. Zum Beispiel organisiert das Team Malerei-Workshops für Quartierbewohner. Die entstandenen Werke wurden mit Unterstützung des Rotary Clubs Genf kürzlich versteigert, der Erlös ermöglicht jungen Talenten eine Ausbildung an Kunsthochschulen.
Minellis neuestes Projekt steht im Zusammenhang mit einem wichtigen Jubiläum von Lugano Buenos Aires: vor rund 100 Jahren gründeten Einwanderer der Tessiner Familie Soldati die Vorstadt Lugano in Buenos Aires. Die Behörden der Stadt Lugano im Tessin entsandten eine offizielle Delegation zur Feier. Minellis Vorschlag, die 100jährige Geschichte und den aktuellen Zustand des Quartiers fotografisch und textlich in einem Buch zu dokumentieren, fand Anklang. Mit Unterstützung der Stadt Lugano und des Corriere del Ticino soll das Buch noch im ersten Halbjahr 2009 erscheinen, mit Fotografien von Gian Paolo Minelli und Texten des argentinischen Architekten und Architekturhistorikers Ariel Pradelli.