«Es könnte ein Bett sein, oder auch ein Grab», sagt Paulo Wirz über seine skulpturale Installation im «Seitenwagen» im Kunst(Zeug)Haus in Rapperswil-Jona. Der in Brasilien geborene Künstler fühlt sich von Materialien wie Glas angezogen, denn es ist ambivalent – es trennt und ist gleichzeitig durchsichtig. Paulo Wirz versteht es, virtuos mit den Bedeutungsebenen von Materialien umzugehen und schafft mit «Hôtes» ein vielschichtiges Werk. Es ist essenziell mehrdeutig, einladend, besinnlich …
Kunst(Zeug)Haus | Seitenwagen | Paulo Wirz
Klare Formensprache, bedeutungsträchtige Materialien und Gegenstände: «Hôtes», eine festliche und ergreifende Installation.
Mehrdeutig und mehrere Kulturen
Paulo Wirz ist Preisträger des «New Heads 2019» aus der Master Abschlussklasse der HEAD Genève (Haute école d’art et de design), und zeigt mit «Hôtes» eine eigens für Rapperswil geschaffene Installation. Auch der französische Titel der Installation ist mehrdeutig, ein Polysem, das zugleich Gast und Gastgeber bedeutet. Paulo Wirz Werke sind essenziell mehrdeutig, vielschichtig, einladend, besinnlich. Wie auch in früheren Werken untersucht er Überlegungen zur Unsterblichkeit, beeinfluss nicht nur vom Weltgeschehen sondern auch von seiner Kindheit, in der er das Aufeinanderprallen verschiedener Kulturen erlebte.
Glaubenssysteme und Materialität
Die koloniale Architektur seiner Kindheit, die lokalen Legenden und Mythen prägen Paulo Wirz entscheidend. «Ich interessiere mich stark für Glaubenssysteme und für die Bedeutung von Materialität», sagt der Künstler. Er kombiniert in seinen Arbeiten widerstandsfähige, die Zeit überdauernde Werkstoffe, wie Steine oder Spiegel, mit organischen Materialien und flüchtigen Momenten. Altes und Neues, Natürliches und Künstliches, Traditionelles und Modernes erlangen in präzisen Setzungen vielschichtige Bedeutungsebenen. Pflanzen verrotten, Fragiles ist zerbrochen, auch die Zeit spielt mit der Installation und verändert sie.