Der Künstler Samuel Tenot zeigt im Kabinettraum des Kunst(Zeug)Hauses Werke aus Abfall und gefundenen Materialien. Die Wertlosigkeit der Materialen erzeugt dabei einen spannungsvollen Kontrast zum Wert, der den Installationen als Kunst beigemessen wird. Was man zunächst nicht anfassen würde, da es Abfall war, darf man nun nicht mehr anfassen, da es Kunst geworden ist.
Kunst(Zeug)Haus Rapperswil-Jona | Samuel Tenot | Profil du Parc
Leise Kritik an unsere Wegwerfgesellschaft
Wie stark das Arbeitsmaterial die Wirkung eines Kunstwerkes beeinflusst, merken wir besonders deutlich dann, wenn das Werk aus unorthodoxen Materialien besteht. Weggeworfene Gegenstände und all das, was unsere Gesellschaft bis auf die reine Materialität entwertet hat, findet sich in der Kunst seit den sechziger Jahren immer häufiger vor. Schrott aller Art integriert auch Samuel Tenot in seine Werke und Installationen. Aus dem Wertsystem unserer Gesellschaft ausgeschossene Gegenstände und Materialien nutzt der Künstler als Medium mit einer eigenen semantischen Qualität. Er ordnet sie neu an, formt sie zu plastischen und räumlichen Werken. Auf diese Weise zeigt er die Relativität der gängigen Vorstellung über die Vergänglichkeit sowie des Wertes und legt Mechanismen der Entwertung offen, die in der Gesellschaft etabliert sind.
Tote Materialien werden zum Leben erweckt
Peter Stohler, Direktor Kunst(Zeug)Haus und Ausstellungskurator, hat den Nachwuchskünstler 2017 an der Kunsthochschule ECAV in Sierre kennengelernt – dort machte Tenot seinen Bachelor – und ist auf seine Kunst aufmerksam geworden: «Sein eigenwilliger Umgang mit Fundmaterialien hat mich von Anfang an interessiert: Obwohl die Verwendung von gefundenen Gegenständen in der Kunstgeschichte Tradition hat, beeindruckte mich die Leichtigkeit, mit der er scheinbar unbrauchbares Material neu zusammenfügt. Zugleich scheint er toten Materialien Leben einzuhauchen – das hat etwas Animistisches und wirkt beinahe unheimlich. Tenot ist ein Suchender, der unseren Blick auf Dinge und Zusammenhänge lenkt, die uns sonst verborgen blieben».