Abstrakte Objekte, Miniaturszenerien und raumgrosse Skulpturen: Das Kunstmuseum Winterthur zeigt Fausto Melotti’s vielseitiges und verspieltes Werk.
Kunstmuseum Winterthur | Fausto Melotti
Mailänder Razionalismo
Der aus Rovereto im Trentino stammende Fausto Melotti (1901–1986) ist eine der grossen Künstlerfiguren des 20. Jahrhunderts. Musik und Ingenieurkunst bestimmten seine Ausbildung und prägten sein Leben. Wie sein künstlerischer Weggefährte und Freund Lucio Fontana zählte Melotti zum Kreis des Mailänder Razionalismo der dreissiger Jahre. Mit abstrakten Reliefs und Skulpturen erregte er 1935 erstmals Aufsehen.
Schaffenskrise und Wiederbeginn
Der Weltkrieg bedeutete eine Zäsur für Melottis Werk; er habe ihm die Arme gebrochen, klagte er später. In Gedichten formulierte er mythologische Bilder für die Erlebnisse dieser Jahre. Erst langsam begann Melotti danach mit seiner Arbeit wieder Fuss zu fassen. Beginnend mit freien Terrakottafiguren erfand Melotti die Teatrini, miniaturhafte Reliefs mit Figuren und Objekten, stumme Erzählungen von hoher assoziativer Kraft. In den fünfziger Jahren kamen Arbeiten aus Metall dazu, welche die Theatralik im Raum weiterentwickeln. Aus Messingdraht, bemalten Stoffetzen, Papier gestaltete Melotti seine Werke – manchmal als strenge Komposition, dann wieder verspielt improvisierend.
Späte Anerkennung
Poesie und Musikalität ziehen sich durch Melottis gesamtes Schaffen. Darin und nicht in ihrer äusseren Erscheinung sind die späten Werke dem abstrakten Frühwerk verwandt. Erst in den sechziger Jahren wurden die Bedeutung und Schönheit von Melottis Skulpturen erkannt, doch er nahm dies ohne Bitterkeit hin. Nun folgten sich bis zu seinem Tode Ausstellungen und Ehrungen von Mailand, Florenz, Venedig bis Rom, und die jüngere Künstlergeneration zählte ihn zu den Ihren.