Das internationale Kollektiv COSMOS entwickelt prozesshaft Video- und Soundinstallationen, raumspezifische Assemblagen und Performances. Ihre Arbeiten reagieren auf Vergangenheit und Gegenwart des ehemaligen Kartäuserklosters, mit dem «Open Studio» laden sie zusätzlich zu Tanz, Bewegung und Musik ein.
Kunstmuseum Thurgau | Künstlerkollektiv COSMOS
Mit «Superhaufen» besetzt das Künstlerkollektiv den Museumsraum. Das Kunstmuseum wird zum Atelier und zur Plattform für ein neues Ausstellungsprojekt.
Geräuschkulisse als Resonanzraum
«Vom Zentrum des Klangs an den Rand der Stille» lautet die deutsche Übersetzung der Abkürzung «COSMOS». Wie im Namen angedeutet bewegen sich die Künstler*innen, tragen Töne, Bilder, Videos und gemeinsame Erfahrungen zusammen. Diese aussergewöhnliche Datensammlung bildet den Ausgangspunkt für das Arbeiten in der Kartause Ittingen. Das ehemalige Kloster ist ein Raum mit verschiedensten Schwingungen und Frequenzen. Im spezifischen Klangteppich dieses Orts sind Geschichte und Gegenwart, Bodenständigkeit und Vergeistigung, Natur und Kultur miteinander verflochten. Im Projekt «Superhaufen» wird diese Geräuschkulisse zum Resonanzraum für kreative Prozesse und das Kunstmuseum Thurgau zum Labor, in dem Kunst prozesshaft erfahren werden kann.
Das Kollektiv als Struktur
«Superhaufen» ist dabei nicht nur wörtlich zu verstehen. Der aus der Astronomie stammende Begriff bezeichnet durch Schwerkraft gebundene Ansammlungen mehrerer Galaxienhaufen. Diese wabenförmigen Strukturen zählen zu den grössten im Universum. Die Vorstellung freier und doch verbundener Kräfte kann als Sinnbild für das künstlerische Schaffen im Kollektiv verstanden werden. Auch da geschieht etwas Unfassbares, das durch besondere Wirkung zusammengehalten wird, zwischen Nähe und Distanz schwingt und sich ergebnisoffen durch Raum und Zeit bewegt.
Auftakt eines Prozesses
Seinen Auftakt nahm das Projekt mit dem Fest «Willkommen Superhaufen» am 13. September, bei dem die Mitglieder von COSMOS erste Einblicke in die künstlerische Vorgehensweise gaben. In den darauffolgenden Wochen entwickeln sich die Ideen weiter. Als individuelle, kollektive oder auch partizipative Arbeiten – auf Papier oder als Fotografien, in Form von Video- und Soundinstallationen, raumspezifischen Assemblagen und Performances. Das Publikum ist eingeladen, die Entwicklung der Projekte zu begleiten und so einen Einblick in heutiges künstlerisches Schaffen zu gewinnen. Am 5. Oktober werden die Resultate dieser Prozesse im Rahmen einer Vernissage vorgestellt.
Das internationale Kollektiv
Unter dem Label COSMOS arbeiten seit 2016 acht Künstlerinnen und Künstler aus Kroatien, Kolumbien und der Schweiz zusammen. Beteiligt sind Esneider Gamboa Burbano, Tea Hatadi, Sylvia Jaimes, Almira Medaric, Bojan Mucko, Goran Škofić, Mirjam Wanner und Josip Zanki. Für das Projekt «Superhaufen» hat COSMOS Diana Becerra Guzmán, Falk Messerschmidt, Helena Maria Reis und Leonel Vásquez als Gäste eingeladen. Die Initialzündung für das grenzüberschreitende, sowohl analoge wie virtuelle Kooperationsprojekt waren die Ausstellung und der Kongress «meer teilen – share more», die vor drei Jahren im Shed im Eisenwerk in Frauenfeld und in der Kartause Ittingen stattfanden. Am Anfang der Zusammenarbeit stand eine gemeinsame Recherche über die Geräuschlandschaften von urbanen und peripheren Räumen in Kolumbien, Kroatien und der Schweiz.