Obwohl lange Zeit als Naiver belächelt, pflegte der Berlinger Maler Adolf Dietrich ein breites Netzwerk an Kontakten, und er gehört bis heute zu den einflussreichsten Künstlern der Ostschweiz. Die Ausstellung «Konstellation 11 – Dietrich & Co.» dokumentiert seine vielfältigen Beziehungen zu Lebzeiten und zeigt auf, wie sein Schaffen seine Kolleginnen und Kollegen bis heute zu beeinflussen vermag.
Kunstmuseum Thurgau | Konstellation 11 - Dietrich & Co.
- Publiziert am 21. Januar 2020
Veranstaltung «Falsche Idyllen»
Ein Gespräch mit Linda Geiser und Dieter Hall
Die Werke von Adolf Dietrich werden bis heute auch deshalb geschätzt, weil sie ein Bild einer heilen, bäuerlichen Welt präsentieren. Auch die Schauspielerin Linda Geiser gestaltete solch idyllische Vorstellungen heiler bäuerlicher Welt mit, u.a. durch ihre Auftritte in Gotthelf-Verfilmungen oder dank ihrer Hauptrolle in Franz Schnyders Film «Die Kummerbuben». Heute lebt sie in New York und blickt mit einiger Distanz auf solche Idyllenproduktionen. Auch Dieter Hall, aufgewachsen in Littenheid, lebte lange Jahre in New York und malt heute Bilder, die von Adolf Dietrichs Gärtchenszenierien inspiriert sind. Im Gespräch wird der Frage nachgegangen, ob die ländliche Idylle für Grossstadtbewohner eine besondere Attraktivität aufweist.
«Falsche Idyllen» | 20. Februar 2020 | 19 Uhr
AdolfDietrich
Adolf Dietrich (1877 – 1957) lebte ohne Unterbruch in seinem kleinen Haus in Berlingen am Untersee. Das Zeichnen und das Malen war zuerst Freizeitbeschäftigung. Nach ersten Ausstellungen in Konstanz wagte er sich an die Ölmalerei. In der Zeit zwischen den Weltkriegen wurde er vom deutschen Kunsthändler Herbert Tannenbaum entdeckt. Im Umfeld der Neuen Sachlichkeit feierte Dietrich in den Zwanziger- und Dreissigerjahren des 20. Jahrhunderts wichtige Erfolge und konnte sich im Folgenden hauptsächlich der Malerei widmen. Während des Zweiten Weltkriegs wurde er in der Schweiz als naiver Künstler entdeckt. Als «Schweizer Rousseau» erlangte er Berühmtheit weit über die Grenzen des Landes hinaus. Heute wird Adolf Dietrich in der Schweizer Kunstszene im gleichen Atemzug wie Ferdinand Hodler, Felix Vallotton oder Albert Anker genannt.