Von der Ikone des Christus Pantokrator über Federico Baroccis frühchristlichen Märtyrer bis zu Auguste Renoirs impressionistisch gemaltem Kleinkind und den Bildnissen der zeitgenössischen Fotografie sind alle Epochen und Stilrichtungen vertreten. Es ist die Kombination der Werke, die neue Zusammenhänge schafft. Die Ausstellung lässt Augen schweifen und Blicke sich treffen – aus den Bildern heraus und in die Bilder hinein.
Kunstmuseum St.Gallen | Blicke aus der Zeit
Epochenübergreifend und in spannungsvollen Konstellationen ausgestellt, lassen sich Werke aus der Sammlung des Museums neu sehen.
Tradition der Reflexion im Selbstportrait
Was kann er uns heute noch sagen, der schmerzgetrübte Blick der Lucretia, gemalt um 1530 von Cornelis Bazelaere? Wenn sich Ferdinand Hodler 1917 – im Jahr vor seinem Tod – selbst im Spiegel fixiert hat, so schaut er heute uns prüfend an. Auch in den neuen Medien bleiben Blicke zentral: In fotografischen Selbstinszenierungen paraphrasieren Manon und Urs Lüthi gesellschaftliche Rollenbilder, zugleich nehmen sie die klassische Tradition der Reflexion im Selbstporträt auf. Die Videos von Keith Sonnier, Pipilotti Rist und Candice Breitz analysieren das zeitgenössische Körpergefühl und die Stellung des Individuums in der modernen Gesellschaft. In unserer Epoche überbordender Bildkommunikation wird augenfällig: Blicke überbrücken Zeiten. Aus der Vergangenheit kommend, vermögen sie Gegenwarten zu schaffen. Sie kommunizieren innerhalb des Kunstwerks, bestimmen Richtungen, stellen Beziehungen her und konstruieren damit Räume nach innen wie nach aussen. Sie konfrontieren uns mit Geschichten oder sie richten sich direkt auf uns Heutige.