Ein zentrales Thema in der Parallelausstellung von Judith Albert und Anne Sauser-Hal ist die Appropriation, also die Neuinterpretation bestehender Kunstwerke. Mit einer ganz eigenen Herangehensweise und Ästhetik unterscheiden sie sich dabei deutlich voneinander und erlauben so einen spannenden Vergleich dieser zentralen künstlerischen Praxis der letzten 40 Jahre.
Kunstmuseum Solothurn | continuo – Judith Albert und Anne Sauser-Hall
Zwei Video-Künstlerinnen begegnen sich in Solothurn. Beide machen «Appropriation Art» wenn auch auf sehr unterschiedliche Weise.
Unter dem gemeinsamen Thema der künstlerischen Aneignung zeigt das Kunstmuseum Solothurn zwei Künstlerinnen, die hauptsächlich mit dem Medium Video arbeiten. Die in Zürich lebende Judith Albert (*1969), die dem Solothurner Publikum vor allem durch die eindrucksvolle Arbeit «L’ultima cena» (2012) im Chorraum der St.-Ursen Kirche bekannt ist, trifft auf die Genferin Anne Sauser-Hall (*1953). Auffallend sind bei beiden Künstlerinnen Zitate aus der Kunstgeschichte. Während Judith Albert oft auf Félix Vallotton rekurriert und sogar Werke aus der Sammlung des Kunstmuseums Solothurn zitiert, hat sich Anne Sauser-Hall vermehrt auf den französischen Frühimpressionisten Edouard Manet bezogen. Neben Zitaten aus der Kunstgeschichte finden sich bei beiden auch Bezüge zu Politik und Religion, zu Tanz und Populärkultur. Tritt Judith Albert in ihren Videos oft selbst auf, arbeitet Anne Sauser-Hall für ihre choreografischen Inszenierungen mit Schauspielern. Die berühmten Bilder und Figuren werden jedoch nie nur kopiert, sondern vielmehr durch die künstlerische Umsetzung neu erschaffen und gesehen. Die zwei Vertreterinnen der Appropriation werden zwar bewusst aufeinander bezogen, die beiden Parterreflügel des Museums bilden jedoch zwei separate, räumlich abgegrenzte Seiten derselben thematischen Medaille.