Die Herbstausstellung BeZug – Werke der Sammlung ist eine Entdeckungsreise zum «Eigenen»; die Aussensicht miteingeschlossen: Sie vereint Kunstschaffende der Region und internationale Künstler*innen, die sich in ihren Arbeiten auf Zug beziehen und lädt dazu ein, die Beziehung zu sich selbst, zum unmittelbaren Umfeld und zur Welt zu hinterfragen.
Kunsthaus Zug | BeZug – Eine Entdeckungsreise zum Eigenen
Virus Kunst
Nichts ist bekanntlich mehr so, wie es vor «Corona» noch als sicher galt. Ein Virus verändert die Wahrnehmung der Welt und unsere Selbstverständlichkeit. Wir sind gezwungen, zu Hause zu bleiben, zurückgeworfen auf die Region und das unmittelbare Lebensumfeld. Die ungewohnte Situation lädt ein, die Beziehung zu sich selbst, zur Umgebung und zur Welt zu hinterfragen. Die Ausstellung «BeZug» geht diesen Fragen nach und richtet mit Werken aus der Kunsthaus-Sammlung ihren Fokus auf das ‹Eigene›. Die Aussensicht wird ausdrücklich miteingeschlossen: Die Ausstellung vereint internationale Künstler*innen, die sich in ihren Arbeiten auf Zug beziehen – mit Kunstschaffenden der Region. Was ist ‹das Eigene›? Und was zeichnet es aus?
Werke für und zu Zug
Beispielhaft für diese Auseinandersetzung steht Olafur Eliassons Werk «Analemma for Kunsthaus Zug»: Während eines Jahres wurde die Sonne zur immer gleichen Zeit aus dem Dachfenster des Kunsthauses aufgenommen. Die Arbeit bildet somit gleichzeitig den universellen Lauf der Zeit ab – die Erde umkreist die Sonne –, und den eigenen, geografischen Standort des Kunsthauses auf dem Globus.
Auch die Künstler Tadashi Kawamata und Till Velten setzten sich als Aussenstehende mit der Stadt, der Natur, den Menschen und dem Kunsthaus auseinander. Und Christoph Rütimann hat für sein mehrjähriges Projekt Sammlung zu den baulichen Veränderungen des Kunsthauses eine neue Installation konzipiert.
Von den Anfängen bis in die Gegenwart
Die Ausstellung führt aber auch zurück zu den eigenen Wurzeln: Im Kontrast zu traditionellen Porträts von Zuger*innen und der lokalen Landschaft von Meinrad Iten und Emil Dill markieren Werke von Louis Amann, Armin Haab, Walter F. Haettenschweiler, Maria Hafner, Eugen Hotz, Hans Potthof, Christian Staub und Alex Stocker den Anfang der modernen Kunst im Kanton Zug zwischen Expression und Abstraktion. Manchen Arbeiten aus der Zeit um den Zweiten Weltkrieg spürt man das Abgekapselte und die Angst an. Parallelen zu heute? Annelies Štrba verwischt in ihren fotografischen Arbeiten ganz bewusst die Generationengrenzen und zeigt ihr Selbst in Überlagerung mit jenem ihrer Familie, das Heute in Erinnerung an das Gestern und Vorgestern.
Die Ausstellung spannt den historischen Bogen und vereint Zeichnung, Malerei, Fotografie, Video, Skulptur, Objekt und Installation. Bekanntes, Vertrautes und Neues. Viele Werke sind erstmals zu sehen, so das zeichnerische Schaffen von Peter Herbener und Fritz Roth, dessen Skulpturen mit Arbeiten seiner früheren WG-Mitbewohnerinnen Rut Himmelsbach und Hannah Villiger in einen skulpturalen Dialog treten. Grossformatige Arbeiten von Guido Baselgia und Lukas Hoffmann reagieren aufeinander, die grosse «Koi»-Arbeit von Annelies Štrba spiegelt sich mit den Betrachtenden in einer Farbplatte von Adrian Schiess auf dem Boden.
Sinn und Bewusstsein
Während sich Kunstschaffende seit jeher mit ihren Bedingungen beschäftigen bei der Arbeit – Wahrnehmung, Körper, Gesellschaft, Geschichte, Natur, Umwelt –, ist dies für viele Menschen in Zeiten von Corona eine neue Herausforderung geworden. Oder eine Entdeckungsreise. Im Zurückgeworfen-sein auf sich selbst kann ein Potenzial zur Schärfung der Sinne und des Bewusstseins liegen.