Nach einem Rückgang der Besucherzahlen um 90‘000 Eintritte in 2017 gibt das Kunsthaus Gegensteuer: Das Programm 2018 reicht von jungen Werken, an deren Entstehung sich lokale Initiativen beteiligen können, über Erscheinungen extremer Mode in der Kunst und eine Würdigung der Naiven Malerei bis zu monografischen Ausstellungen der beliebten Künstler Robert Delaunay und Oskar Kokoschka.
Kunsthaus Zürich | Jahresprogramm 2018
- Publiziert am 12. Januar 2018
Neue Strukturen, populäre Themen und ein Programm mit grossen Namen sollen 2018 den Aufschwung bringen.
«Reformation»: Verlängert bis 18. Februar!
Dem Leitgedanken des Umgestaltens und der Erneuerung folgend, sind Werke vom 16. bis zum 20. Jahrhundert aus dem Bestand des Kunsthauses zu einer thematischen Ausstellung vereint: Sakralbilder, gegenreformatorische Barock-malerei, Historienbilder des 19. Jahrhunderts und die unterschwellig-religiöse Kunst Mondrians und der Konkreten. Gastkurator: Andreas Rübenacht
«Gefeiert und Verspottet. Französische Malerei 1820–1880»
Bis zum 28. Januar ist das vielfältige Panorama der französischen Malerei im 19. Jahrhundert zu sehen. Romantik, Realismus, Naturalismus, Freilichtmalerei, Impressionismus: Künstler dieser Stilrichtungen verliessen damals den offiziellen «Hauptweg» der Malerei, die akademisch-klassizistische Manier. Zu ihrer Zeit höchst umstritten, gehören diese Künstler heute zu den weltweit gefeierten «Wegbereitern der Moderne». Die französische Malerei des 19. Jahrhunderts bietet allerdings eine Vielzahl anderer, ebenso wichtiger Künstler, die damals bei Kunstkritik und Publikum das grössere Ansehen genossen und hochgefeiert wurden. Kuratorin: Sandra Gianfreda
«Abraham Cruzvillegas. Autorreconsturcción: Social Tissue»
16. Februar bis 25. März 2018
Zum ersten Mal in der Schweiz: Der mexikanische Künstler Abraham Cruzvillegas (*1968). In seinen Werken und raumfassenden Installationen untersucht er skulpturale Formen als Ausdruck gesellschaftlicher Verhältnisse. Seine Werke sind von einer Idee des ständigen Werdens geprägt. Improvisation, das Arbeiten mit vorgefundenen Materialien und der Austausch mit Menschen vor Ort spielen eine entscheidende Rolle. Cruzvillegas verwandelt den Ausstellungssaal in eine Werkstatt, in der im Laufe der Ausstellung neue Arbeiten entstehen und verschiedene Veranstaltungen stattfinden. Am Ende fügen sich die neu entstandenen Werke zu einer Gesamtinstallation zusammen. Der für Cruzvillegas’ Werk zentrale Gedanke des dynamischen Prozesses wird so auf das Ausstellungsformat selber übertragen. Kuratorin: Mirjam Varadinis
«Magritte, Dietrich Rousseau. Visionäre Sachlichkeit»
09. März bis 08. Juli 2018
Die Entwicklung der abstrakten Kunst war ein zentraler Prozess der Kunst der Moderne. Aber auch Künstlerinnen und Künstler, die sich an den Stilmitteln der gegenständlichen Kunst orientierten, prägten die Moderne wesentlich mit. Dies wird anhand meisterhafter und zum Teil selten gezeigter Werke der Sammlung des Kunsthauses deutlich. Im späten 19. Jahrhundert erfasste Félix Vallotton die sichtbare Welt fast altmeisterlich präzis – legte aber mit psychologischer Schärfe zugleich ihre Brüchigkeit frei. Gleichzeitig schilderte der «naive» Autodidakt Henri Rousseau fein säuberlich visionäre Bildwelten der Imagination. In der Ausstellung ebenfalls vertreten sind die späteren «Naiven» André Bauchant, Camille Bombois, Élie Lascaux und Grandma Moses. Nach dem Ersten Weltkrieg gewann die gegenständliche Schilderung der Welt in der sogenannten Neuen Sachlichkeit (Niklaus Stoecklin, Adolf Dietrich) neuen Raum. Und bediente sich nicht sogar der Surrealismus (René Magritte, Salvador Dalí) bei seiner Darstellung unbewusster Inhalte der Mittel gegenständlicher Kunst? Kurator: Philippe Büttner
«Fashion Drive. Extreme Mode in der Kunst.»
20. April bis 15. Juli 2018
Wie haben Künstler auf extreme Erscheinungen wie Schlitzmode, die Schamkapsel, die Krinoline oder den Smoking reagiert? Die Ausstellung betrachtet 500 Jahre Modegeschichte im Spiegel der Kunst. Es stehen Kippmomente im Fokus, in denen die Mode extrem, schrill, laut, getarnt und verpönt ist. Heute fördern Globalisierung und Homogenisierung eine Fast Fashion. Dagegen strebt die exklusiv im Kunsthaus stattfindende, in Koproduktion mit den Festspielen Zürich realisierte Ausstellung eine kritische und sinnliche Betrachtung von Kleidung in der Kunst an: Bedeutende Momente der Modegeschichte vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart in Malerei, Zeichnung, Plastik, Installation, Fotografie und Film. Mit rund 60 Künstlern, darunter Joseph Beuys, Giovanni Boldini, Leigh Bowery, Daniele Buetti, Salvador Dalí, Honoré Daumier, Albrecht Dürer, Esther Eppstein, Sylvie Fleury, Emilie Flöge & Gustav Klimt, Natalja Gontscharowa, K8 Hardy, Herlinde Koelbl, Peter Lindbergh, Manon, Malcolm McLaren & Vivienne Westwood, Mai-Thu Perret, Tula Roy und Christoph Wirsing, Wolfgang Tillmans, Félix Vallotton und Andy Warhol – und mit einem Fashion Ball am 05. Mai 2018! Kuratoren: Cathérine Hug, Christoph Becker
«Robert Delaunay und Paris»
31. August bis 18. November 2018
Mit dieser umfangreichsten Präsentation in der Schweiz wird Robert Delaunay (1885–1941) gewürdigt, einer der bedeutendsten Wegbereiter in der Kunst des frühen 20. Jahrhunderts. Die visuell äusserst attraktive Ausstellung gibt dem Publikum Gelegenheit, das breite Spektrum und den vorausweisenden Charakter von Delaunays Werk zu erleben – indem sie sich mit dessen zentralen Themen auseinandersetzt: Licht, Farbe und der malerische Ausdruck eines als bewusste Tätigkeit verstandenen Sehprozesses. Das Publikum erfährt, wie der leidenschaftliche Verfechter und Vertreter der abstrakten Kunst zu einer zentralen Figur der Pariser Avantgarde wurde. Anhand von 80 Gemälden und Arbeiten auf Papier wird deutlich, wie entscheidend der Ansporn und Einfluss war, den Paris auf Delaunays Bildvokabular und seine malerischen Experimente ausübte. Fotografien und Filme von Zeitgenossen, die sich ebenfalls von der französischen Metropole inspirieren liessen, ergänzen die Ausstellung. Gastkuratorin: Simonetta Fraquelli
«Oskar Kokoschka: Eine Retrospektive»
14. Dezember 2018 bis 10. März 2019
Oskar Kokoschka (1886–1980) zählt heute zu den wichtigsten Künstlern des 20. Jahrhunderts. Im von zwei Weltkriegen erschütterten Europa, wo realistische Kunst in Verruf geraten war, setzte sich Kokoschka unerschrocken für die Anerkennung der figurativen Kunst ein. Zeitlebens hielt er an der integralen Kraft einer Kunst jenseits von Staatspropaganda fest, was sich in seinem gesamten Werk niederschlägt. Die Retrospektive umfasst sämtliche von Kokoschka verwendete Techniken wie Ölmalerei, Pastell, Zeichnung, Aquarell, Druckgrafik sowie Theaterstücke und Kostümentwürfe. Die letzte Retrospektive in der Schweiz zu Kokoschka fand 1986 am Kunsthaus Zürich statt. Es ist an der Zeit, die spektakulären Originale dieses expressiven Malers mit dem unverkennbaren Pinselstrich sowohl einer jüngeren Generation wie auch langjährigen Bewunderern wieder näherzubringen. Kuratorin: Cathérine Hug