Sie ist eines der ganz grossen weltbewegenden Ereignisse in der Geschichte der Menschheit – die Mondlandung, vor genau 50 Jahren, am 20. Juli 1969. Das Kunsthaus Zürich nimmt dieses Jubiläum zum Anlass künstlerische Arbeiten zum Thema Mond zu zeigen. Ausgehend von der Romantik liegt der Schwerpunkt von «Fly me to the Moon» in der Kunst der Gegenwart. Marsmännchen und Mondgöttinnen merken sich schon mal den Mond-Ball vor!
Kunsthaus Zürich | Fly me to the Moon
- Publiziert am 6. Februar 2019
Ein Streifzug durch die Geschichte künstlerischer Auseinandersetzung mit dem Mond inklusive einer «ausserirdischen» Party.
Blick vom Mond
Die Mondlandung am 20. Juli 1969 war ein weltweit beachtetes Ereignis. Zum ersten Mal gab es Bilder von der Erde! Einige der ausstellenden Künstler waren euphorisiert. Sie produzierten heldenhafte Darstellungen und repräsentieren die Technik- und Fortschrittsgläubigkeit ihrer Zeit. Andere sahen die Menschheit bedroht. Aus 384’000 km Entfernung wirkt der Blaue Planet verletzlich und klein – ganz im Gegensatz zu den grossen Egos seiner Bewohner*innen. Kuratorin Cathérine Hug hat diese Spannung geschickt inszeniert. Die Betrachter*in trifft auf Himmelskarten, auf romantisierende Gemälde, auf Propaganda konkurrierender politischer Systeme während des Kalten Krieges, sachliche Fotografien und fiktionale Filmszenen. Sie durchwandert Installationen und lernt assoziativ die Vielfalt künstlerischer Auseinandersetzungen mit dem Mond im Verhältnis zu unserer Erde kennen. Nicht wenige Künstler*innen halten mit ihren Werken der Erdenbürger*in einen Spiegel vor.
Utopie und Realität
Neue Arbeiten sind von Liam Gillick, Nives Widauer und Anna Meschiari zu sehen, Lena Lapschina erweitert ein bestehendes Werk. Skurriles – wie das winzige «Mondmuseum» (1969) von Forrest Myers mit Werken von Andy Warhol, Claes Oldenburg, David Novros, Robert Rauschenberg und John Chamberlain, oder der selbstspielende Flügel von Katie Paterson trifft auf Rares: die im Werk «Moon Golem» (2009) von Amalia Pica wiedergegebene Tafel mit den Namen verstorbener Astronauten und Kosmonauten ist tatsächlich auf dem Mond abgesetzt worden und bis heute dort.
Dahl, Warhol, Fleury
Liam Gillick – der normalerweise als Maler, Bildhauer und Konzeptkünstler für Furore sorgt – hat für die Besucher*innen der Ausstellung den Audioguide verfasst. Dieser führt durch die vom Kunsthaus gesetzten Themen: «Helden und Antihelden», «Mondlicht», «Inszenierung der Raumfahrt» bis hin zu «Medialer Hype», dem Buzz jener Tage, als der kleine Schritt des Neil Armstrong zu einem grossen Sprung für die Menschheit wurde, aber bereits mit dem Sputnik-Schock und Juri Gagarin in der Sowjetunion begann. Auf dem Weg begegnen wir Füssli, Munch oder von Werefkin, Meister*innen, die von der Eroberung des Weltraums nur träumen konnten, sowie Zeitzeugen wie dem Weltraumspaziergänger Alexei Leonow, dessen subjektive Sicht einer dokumentarischen gegenübersteht. Turner-Preisträger Yinka Shonibare CBE reflektiert mit einigen Jahrzehnten Abstand zu dieser Zeitenwende die Anziehungs- und Abstossungskraft zwischen den Welten neu, indem er das Thema weisser Hegemonialbestrebungen auf dem Mond und Parallelen zur Kolonisierung mittels in Waxprints gekleideten Afronauten ironisch hinterfragt. Ein weiterer Turner-Preisträger, Darren Almond, ist mit drei Werkzyklen prominent vertreten und geht der Bedeutung des Mondes für die Menschheit bis zurück in die Steinzeit nach.