Das Kunsthaus Zürich zeigt eine Ausstellung über Kunst, die sich mit Mode und ihren zentralen Fragestellungen auseinandersetzt. «Fashion Drive» beschränkt sich dabei nicht auf Couture und Fashion des 20. und 21. Jahrhunderts, die immer wieder Überschneidungen mit bildender Kunst aufweist. Die Ausstellung macht stattdessen einen weiten Rückgriff bis ins 16. Jahrhundert um Mode in der Kunst als Kommunikationsmittel von Macht, Selbstvergewisserung und gesellschaftlichem Stand zu zeigen.
Kunsthaus Zürich | Fashion Drive - Extreme Mode in der Kunst
- Publiziert am 20. April 2018
Von Schlitzmode und opulenten Rüstungen bis Punk und Latex. Das Kunsthaus Zürich feiert Grenzgänge zwischen Mode, Kunst und Macht.
Ein Ritter in Drag
Die Ausstellung beginnt mit einer beeindruckenden Rüstung aus dem Besitz des Kunsthistorischen Museums Wien. Dieser glänzend polierte und reich verzierte Harnisch ist angelehnt an die höfische Mode seiner Entstehungszeit um 1526 und ist einem weit aufstehendem Faltenrock nachempfunden, der heute erstaunlich feminin wirkt und Bezüge zum Cross Dressing und Drag einlädt.
Bei Hofe
Von hier aus macht die Ausstellung einen Parforceritt durch die Darstellung der Mode in herrschaftlichen Portraits der letzten 500 Jahre und zeigt dabei heute abstrus wirkende Beispiele wie die Schamkapsel, die männliche Virilität betonen sollte, oder solche wie die Schlitzmode, die ebenso gut dem Atelier von Vivienne Westwood entstammen könnte. Dabei stehen stets Repräsentation und Herrschaftsanspruch im Vordergrund, die insbesondere durch die zur Schau gestellte Mode kommuniziert werden.
Fashion Forward
Die zweite Hälfte der Ausstellung beginnt mit der Befreiung des Körpers und der Demokratisierung der Mode zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Mode wird Massenware, und für Künstler zur Möglichkeit ein neues Zeitalter auszurufen. Das Zeitalter des Maschinenmenschen, des Menschen des Fortschritts und der Zukunft. Kunst und Mode nähern sich einmal mehr einander an als Mittel des gesellschaftlichen Aufbruchs und der Demokratisierung.
Kritik und Subkultur
Jüngere Positionen setzen sich wieder kritisch mit Mode und ihrer Hinwendung zur Massen- und Wegwerfkultur auseinander. Sie untersuchen aber auch die Möglichkeiten, die Mode als Mittel der Selbstvergewisserung und Emanzipation sozialer Randgruppen und Subkulturen bietet. So schliesst die Ausstellung mit einer Installation der Österreicherin Jakob Lena Knebl, deren Arbeiten mit schwarzem Latex einen Bogen zur Rüstung am Eingang der Ausstellung schliessen. Wie das polierte Eisen der Ganzkörperrüstung, kann das glänzende Latex Schutz und Anonymität versprechen, dabei gleichzeitig expressives Kommunikationsmittel sein. So ist «Fashion Drive» ein Schaulaufen der Eitelkeiten, Befreiung und Selbstdarstellung. Und unbedingt sehenswert.