Der mexikanische Künstler Abraham Cruzvillegas setzt sich in seiner Kunst mit dem provisorischen Charakter von Architektur auseinander. Inspiration dazu liefern ihm die Bauten, die er in seiner Kindheit kennenlernte. Nach einem Grossauftritt in der Tate Modern und umfassenden Einzelausstellungen in den USA, in Frankreich und Deutschland zeigt das Kunsthaus Zürich Cruzvillegas nun erstmals in der Schweiz. Spannend: er verwandelt den grossen Ausstellungssaal in eine dynamische Werkstatt.
Kunsthaus Zürich | Abraham Cruzvillegas
Architektur als Ausdruck gesellschaftlicher Verhältnisse. Der grosse Ausstellungssaal im Kunsthaus Zürich wird zu einer Werkstatt.
Bauen als Prozess des ständigen Werdens
Abraham Cruzvillegas (*1968) untersucht in seinen Skulpturen und raumfassenden Installationen Architektur als Ausdruck gesellschaftlicher Verhältnisse. Aufgewachsen ist Cruzvillegas in Ajusco, einer Vulkanlandschaft südlich der mexikanischen Hauptstadt. Dort entstanden im Zuge einer Landflucht in den 1960er-Jahren prekäre Eigenbauten, die mit Materialien aus der Gegend ohne Fundament und Bauplan gezimmert wurden. Am Entstehen dieser Bauten war jeweils die gesamte Gemeinschaft der Familienmitglieder und Nachbarn beteiligt. Indem er von dieser Erfahrung ausgeht, ist die skulpturale Form für Cruzvillegas ein Prozess des Wandels, der Aktion und der Solidarität. Seine Werke sind von einer Idee des ständigen Werdens geprägt. Improvisation, das Arbeiten mit vorgefundenen Materialien und die Zusammenarbeit mit anderen spielen eine entscheidende Rolle.
Dynamischer Prozess in Zürich
Auch in Zürich arbeitet Cruzvillegas eng mit Menschen vor Ort zusammen. Er verwandelt den grossen Ausstellungssaal in eine Werkstatt, in der im Laufe der Ausstellung neue Arbeiten entstehen und verschiedene Veranstaltungen stattfinden. Erst zum Schluss fügen sich die neu entstandenen Werke zu einer Gesamtinstallation zusammen. Der für Cruzvillegas’ Werk zentrale Gedanke des dynamischen Prozesses wird so auf das Ausstellungsformat selbst übertragen.