Das Kunsthaus Baselland zeigt in der aktuellen Ausstellung das Projekt «Starie Novosti» (Old News) der russischen Künstlerin Anastasia Khoroshilova. Es wird im Rahmen des Festivals Culturescapes erstmals dem Schweizer Publikum präsentiert.
Kunsthaus BL | Culturescapes: Moskau
Ein Werk gegen das Vergessen
Starie Novosti (Old News) thematisiert den Terroristenangriff auf eine Schule der Stadt Beslan (Kleinstadt in der Republik Nortossetien-Alanien im russischen Nordkaukasus), bei welchem zwischen dem 1. und 3. September 2004 tschetschenische und inguschetische Terroristen mehr als 1120 Kinder und Erwachsene in ihre Gewalt brachten. Laut offiziellen Berichten starben 331 dieser Geiseln. Die beispiellose Gewalt und Quälerei an Frauen und Kindern, die bei dem Angriff in Beslan die Welt in Atem hielten, wurden in den Medien häufig als letzter terroristischer Tabubruch bezeichnet. Wie entsteht Geschichte? Was aus dem individuellen Gedächtnis wird zum kollektiven, und was findet wiederum Eingang in die sogenannte offizielle Geschichtsschreibung? Wie lange hält das medial geschürte Mitgefühl an? Fragen wie diese bilden den Hintergrund für Anastasia Khoroshilovas Installation, die neun in Transportkisten montierte Foto-Lichtboxen umfasst, die nahezu lebensgrosse Porträts von Müttern zeigen, die bei der Geiselnahme entweder selbst Opfer waren und/oder die ihre Kinder bei den Terroranschlägen verloren. Anastasia Khoroshilova hinterfragt in ihrer Arbeit die mediale Auseinandersetzung mit menschlichen Katastrophen, interessiert sich aber auch für die Schnelllebigkeit, Vergesslichkeit und das Ephemere solcher geschichtlichen Ereignisse.
Kontrapunkt mit Landschaftsfotografie
In der Ausstellung wird zudem eine neue Serie von Fotografien gezeigt, welche die Landschaft Ossetiens festhalten. Der Kaukasus galt einst als wichtiger Erholungsort der Sowjetunion. Durch das Wissen um die Tragödie in Beslan scheint selbst die so idyllische Landschaft ihre Unschuld verloren zu haben.
Die Künstlerin Anastasia Khoroshilova
Die russische Künstlerin Anastasia Khoroshilova (geb. 1978 in Moskau, lebt in Berlin und Moskau) hat ihr Studium im Jahre 2004 an der Universität Duisburg-Essen bei Prof. Jörg Sasse abgeschlossen. Die Künstlerin, die ursprünglich Bildjournalismus studieren wollte, hat seit dieser Zeit bereits zahlreiche Einzelausstellungsprojekte realisiert, u.a. am Sacharov Zentrum in Moskau (2006), am Centro per l’arte contemporanea Luigi Pecci in Prato, in der Kunsthalle Lingen und am Moskauer Museum of Modern Art. Die Arbeit «Starie Novosti» war erstmals im Rahmen der kollateralen Projekte an der 54. Biennale von Venedig zu sehen.