STRINGS, ZUP, GARDIEN DE LA PAIX: Lena Maria Thüring lotet in drei Videos die Grenzen zwischen Individuum und Kollektiv aus.
Kunsthaus Baselland | Lena Maria Thüring
Kamikaze Style
Die erste institutionelle Einzelausstellung von Lena Maria Thüring (geb. 1981 in Arlesheim) trägt den Titel Kamikaze Style. Diese Slang Bezeichnung umschreibt einen medizinischen Eingriff ohne Schmerzstiller oder steht schlichtweg für etwas Wildes. Lena Maria Thüring ist bekannt für ihre Auseinandersetzung mit soziokulturellen und anthropologischen Themen. Die Reflexion über gesellschaftliche Systeme und deren Konstruktion durch Zuweisung eines bestimmten Ortes, sowie die Verbindung von Erinnerung, Geschichte und Raum spielen in ihrer Arbeit eine wichtige Rolle. Sie verortet jene Fragestellungen häufig anhand persönlicher Geschichten einzelner Menschen oder Gruppen.
Individuum versus Kollektiv
Die drei im Kunsthaus Baselland gezeigten Videoporträts schildern Menschen, die alle auf verschiedene Art und Weise mit Gewalt konfrontiert sind, die mit den Unterschieden zwischen Fremd- und Selbstwahrnehmung kämpfen, sich der häufigen Unvereinbarkeit zwischen individuellen Wünschen und kollektivem Zwang bewusst sind und die gewohnt sind, zwischen dem Zulassen von Persönlichem oder dem Vorzug von Anonymität zu wählen.
Zwischen Fiktion und Dokumentation
Der Stil der drei ausgestellten Videoarbeiten wirkt auf den ersten Blick dokumentarisch. Mit der Inszenierung des visuell Sichtbaren, das entweder auf der alleinigen Konzentration eines Details besteht, oder den Sprechenden sogar ausblendet, oder die Porträtierten aus bestimmten inszenatorischen Blickwinkeln zeigt, bringt die Künstlerin auch Fiktives ein. Sie spielt dabei mit der Inszenierung von Nähe und Distanz, welche entsprechend des jeweils Porträtierten und seiner Geschichten gewählt wird. Thürings sensibler Umgang mit komplexen Themen und individuellen Erzählungen ist mittlerweile zu einem ihrer wichtigsten Kennzeichen geworden.