Seit Jahren lebt die renommierte Malerin des abstrakten Expressionismus, in Paris. Ihre Verbundenheit zum Appenzell aber ist geblieben, auch wenn sie als Zwanzigjährige aus ihrer Heimat flüchtete, um ihren Weg als Künstlerin zu finden.
Kunsthalle Ziegelhütte, Appenzell | Roswitha Doerig
- Publiziert am 12. April 2016
Tanzende Wände
Roswitha Doerig, gebürtige Appenzellerin, seit 1957 in Paris lebend und arbeitend, Künstlerin – auch Farbpoetin – lässt die Wände in der Kunsthalle Ziegelhütte für drei Monate tanzen. In einer Werkinszenierung – weder retrospektiv noch introspektiv, eher extrovertiert und lebensfroh – offenbart sich die besondere Sensibilität, die unmittelbare kreative Tat einer expressiv-gestischen Farbmalerin. Die Kunst eines Ferdinand Gehr über Carl Walter Liner bis zu Franz Kline, Man Ray und Christo atmet Doerig ein, verwandelt sie und gibt der Kunstwelt, nicht nur dieser, eine kaum in Kategorien fassbare Individualität und Spontaneität zurück.
Statements einer unabhängigen Persönlichkeit
Auf drei Stockwerken werden über sechzig Gemälde, Zeichnungen, Aquarelle, Collagen der letzten zwanzig Jahre gezeigt, kombiniert mit einem konzentrierten Rückblick auf die Anfangszeit. Roswitha Doerig, ewig junge Querdenkerin, schafft Bildräume, die – jenseits von Moden und Stilen – als piktorale Statements einer unabhängigen Persönlichkeit erlebt werden können. Doerig ist eine Frau, die beständig experimentiert, kombiniert, auch komponiert – und die ihre Kunst durchaus als spielerische und dennoch ernsthafte Chiffre der Selbstbehauptung versteht.