Der Titel der Ausstellung von Olivia Wiederkehr bezieht sich auf die einzigartige menschliche Fähigkeit, etwas zu erschaffen. Erschaffen ist eine bewusste Aktion: Ja, das will ich. Genauso wie: Nein, das will ich nicht. Oder wie Hannah Arendt dies nennt: Wir Menschen haben die Fähigkeit zum Handeln und Sprechen – und Sprechen ist nicht Weiteres als eine andere Form des Handelns – was uns zu politischen Wesen macht.
Kunsthalle Wil | Olivia Wiederkehr | Yes! Yes! Yes! No! No!
- Publiziert am 17. Juni 2020
Olivia Wiederkehr fokussiert sich seit Jahren in die Erforschung von diversen ephemeren und haptischen Räumen und deren Eigenschaften. Mit ihrer Arbeit «Les jeux sont faites, 2012» stellte sie schlüssige Versuchsanordnungen von Schutzräumen dar, deren Grenzen «How to generate Wisdom, 2017» und Wirkungen auf die eigene Identität «Fleisch werden, 2017; Hiding Coat/Shelter Coat , 2013». Sie forschte über historische Räume «Stille Wasser sind oft tief, 2016; How to generate Wisdom Part II, 2017; Grenzen.Eichen.Linien., 2015», befasste sich mit Ephemerität von sozialen Räumen «Sheltering shared Spaces and Moments in Friction, 2015; Seven Spaces, 2014» und arbeitet mit der Wirkung von Klangräumen auf unser tägliches Leben (Clapping, 2016; Volumes of Silence and Noise, 2019».
Raum – Freiheit – Strategie
Existenz findet immer im Raum statt und hat einen Ort: sowohl physisch wahrnehmbare als auch mentale Dimensionen von Seinsformen kommen ohne Räumlichkeit nicht aus. Genauso kann Freiheit verstanden werden: als etwas, was ohne eigenen Raum nicht existiert. Freiheit braucht Raum. Wie wird jedoch ein solcher Raum produziert? Wie definiert sich Freiheit als eine Kraft des Widerstandes? Gibt es künstlerisch – aesthetische Praxen oder Strategien, mit welchen das eigene Umfeld, respektive der individuelle Raum ausgelotet, vergrössert oder gar verfestigt werden kann? Die Künstlerin geht diesen Fragen nach und entwirft darin ihre eigenen gedanklichen Strategien und Handlungsfelder.
Herausfordernd
Olivia Wiederkehr ist eine spannende, konsequente Künstlerin die Risiken sucht. Sie fordert sich permanent heraus und setzt sich neuen Fragestellungen aus – und so auch das Publikum. Ihr Ausdruck findet Sie in der Performance sowie in installativen und partizipativen Arbeiten. Ein wichtiger Teil ihrer künstlerischen Forschung gilt der Auseinandersetzung mit philosophischen Texten und der Metaphysik.
Über das frei sein
Für Ihre Einzelausstellung in der Kunsthalle Wil hat sich Olivia Widerkehr mit dem Essay «Die Freiheit, frei zu sein» von Hannah Arendt beschäftigt. In welchem die grosse politische Theoretikerin Arendt, die Freiheit als ein Raum, der von uns Menschen aktiv behandelt werden soll, beschreibt. Olivia Wiederkehr entwirft in der Ausstellung «Yes! Yes! Yes! No! No!» ihre eigenen gedanklichen Strategien und Handlungsfelder und involviert dabei die Besucher in diesen Gedankenprozess mit einer atmosphärischen Installation.