In einer begehbaren mehrschichtigen Installation – einem über hundert Meter langen Rundbild, erschaffen vom Künstlerduo Haus am Gern – können die Besucherinnen und Besucher der Kunsthalle Luzern hautnah erfahren, was es in Kriegszeiten bedeutet, drinnen oder eben draussen zu sein.
Kunsthalle Luzern | Öffnungszeiten – Haus am Gern
- Publiziert am 22. Juni 2016
Anklage gegen den Krieg
Barbara Meyer Cesta (*1959) und Rudolf Steiner (*1964) arbeiten unter dem Label HAUS AM GERN seit 1997 zusammen. Für ihre erste Einzelausstellung in Luzern haben sie eine begehbare Gesamtinstallation aus skulpturalen Elementen, Videos und Malerei realisiert. Unter dem Titel ÖFFNUNGSZEITEN präsentiert das Künstlerduo ein exklusiv für den verglasten Raum der Kunsthalle Luzern konzipiertes Diorama. Es nimmt formal und inhaltlich Bezug auf das historische Rundgemälde des Bourbaki-Panoramas. Das über hundert Meter lange Rundbild zeigt die Internierung der französischen Bourbaki-Armee von 1871 an der französisch-schweizerischen Grenze. Inhaltlich eine Anklage gegen den Krieg und Zeugnis humanitärer Hilfeleistung, besticht der Bildraum des Panoramas visuell durch seine Kombination von Malerei, Inszenierung und dreidimensionaler Gegenständlichkeit.
Zeiten der Öffnung
Für die raumspezifische Gesamtinstallation in der Kunsthalle Luzern kombinieren HAUS AM GERN überarbeitete frühere Werke – etwa die im Jahr 2002 in der Kunsthalle Bern gezeigte Skulptur eines Pferdekadavers – mit neuen, für den Ausstellungsort geschaffenen Objekten. Absperrgitter, Stehlampen, Wasserkocher und eine Malerei an der Fensterfront mit Farbgeschossen aus Paintballmarkern transformieren das historische Rundgemälde in eine zeitgenössische künstlerische Setzung. Der Titel der Ausstellung ÖFFNUNGSZEITEN funktioniert für das Künstlerduo direkt übersetzt: Zeiten der Öffnung. Gleichzeitiger Zugang, aber auch Schliessung, sowie Grenze und Markierung bilden weitere Impulse in der Konzeption der Ausstellung. Das Diorama versteht sich als Parallelwelt, vielleicht sogar als frecher Kommentar zu den aktuellen Geschehnissen unweit unserer Landesgrenze.