Mit der Ausstellung und Rahmenprogramm «Die dunkle Seite des Löwen – The dark side of the Lion» präsentiert das Projekt Löwendenkmal 21 der Kunsthalle Luzern einen gesellschaftskritischen Befund der Gegenwart. Eine Schutthalde als dystopische Paraphrase des Löwendenkmals, das Söldnertum, Streetart, Kolonialismus, Privilegien, Diskriminierungen, Fluchtbewegungen und militarisierter Naturschutz stehen im Zentrum der Kontextualisierung des Denkmals.
Kunsthalle Luzern | Die dunkle Seite des Löwen
- Publiziert am 28. Oktober 2020
Die Black Lives Matter-Bewegung hat die Debatte um Denkmäler und ihren Beitrag zur Erinnerungsordnung befeuert. Wie steht es um das Löwendenkmal?
Machtstrukturen und Ungleichheiten
So manches Denkmal löste jüngst Widerstand und Proteste aus, weil auch sie zur Verankerung von Machtstrukturen und Ungleichheiten beitragen. Vor diesem Hintergrund ist unter dem Titel «Die dunkle Seite des Löwen – The dark side of the Lion» eine engagierte Ausstellung in der Kunsthalle Luzern zu sehen. Die Ausstellungsfläche wird im Sinne einer dystopischen Paraphrase in eine Schutthalde – in die «Höhle des Löwen» – verwandelt. In und rund um dieses Bild der Verwüstung und des Zerfalls finden sich zehn weitere künstlerische Positionen, die eigens für das Projekt geschaffen wurden.
Blinde Flecken
Zwölf junge wie arrivierte, lokale, nationale und internationale Künstler*innen spannen in der Ausstellung ein weites Themenspektrum, das uns blinde Flecken, gesellschaftlich ungelöste Probleme und andere Ungereimtheiten vor Augen führt. Privilegien, Diskriminierungen, Kolonialismus, Fluchtbewegungen, Streetart, Söldnertum, Lockdown werden ebenso angesprochen wie militarisierter Naturschutz, Wildtierhandelmund die Zerstörung von Habitaten. «Die dunkle Seite des Löwen» ist eine zeitgemässe künstlerische Reflexion, die unser historisches Vermächtnis eingehend beleuchtet.
Partizipatives Rahmenprogramm
Ergänzt wird die Ausstellung durch ein interessantes Rahmenprogramm für alle Altersgruppen. Unter anderem diskutiert eine prominent besetzte Expert*innenrunde über die kolonialen Verstrickungen der Schweiz (29. Oktober), wird eine Augmented Revolution Experience (ARE) der Forschungsgruppe Visual Narrative Hochschule Luzern Design & Kunst direkt vor dem Denkmal die französische Revolution wieder aufleben lassen (Revive la révolution!, 31. Oktober) und Monika Ernst wird für Kinder ab sechs Jahren «Löwenmärchen» lesen, die sie eigens für L21 geschrieben bzw. illustriert hat (25. Oktober und 15. November). Aber auch die Bevölkerung ist gebeten mitzutun: das Lichtspiel – Kinemathek Bern möchte privates Filmschaffen ans Licht holen und ladet dazu ein, Super8-, Normal 8-, 9.5mm- oder 16mm-Filme vom Dachboden und aus den Schränken zu holen. Schliesslich hat Lexy Ottwald eine Jubiläumsmünze mit dem Luzerner Löwen und der Aufschrift «Sold – was bist du bereit für Geld zu tun?» in der Anzahl der 1’152 involvierten Schweizer Söldner beim Tuileriensturm produziert, die als take-memories-home-Stück mitgenommen werden können, sofern die eingeprägte Frage einer Antwort zugeführt wird.